DFB-Teamchef Joachim Löw stellt seine Pläne für die Zukunft vor.

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Frankfurt/Main – Am Dienstag beginnt mit dem Gipfeltreffen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die heiße Phase der Aufarbeitung des deutschen WM-Debakels. Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff stellen dabei ihre Pläne für den Neuanfang vor.

Die Liste der Teilnehmer des "Krisengipfels" in Frankfurt am Main liest sich wie das "Who's who" des deutschen Fußballs. DFB-Präsident Reinhard Grindel, DFL-Präsident Reinhard Rauball, Vertreter der Topklubs um Bayern München sowie Abgesandte anderer Profivereine wie Ex-Teamchef Rudi Völler (Bayer Leverkusen) werden hören, was Löw und Bierhoff zu sagen haben. Da Grindel gemeinsam mit Rauball eingeladen hat, soll offensichtlich ein Schulterschluss inszeniert werden – auch um die Bewerbung für EM 2024 nicht zu gefährden.

Drei Tage später soll Löw in München dem DFB-Präsidium seine Reformvorschläge präsentieren. Wohl ebenfalls in München wird der Teamchef am 29. August bei einer Pressekonferenz die Öffentlichkeit informieren, wie und mit welchem Personal die Rückkehr des auf den 15. Platz der Weltrangliste abgestürzten DFB-Teams an die Weltspitze gelingen soll. Am 6. September startet Deutschland gegen Weltmeister Frankreich in die neue Nations League.

DFB will mehr Nähe zu den Fans

Im Vorfeld ließ Grindel bereits tiefgreifende Veränderungen anklingen. In der DFB-Struktur soll Bierhoff entlastet werden. Grindel kündigte in der "Bild am Sonntag" die Wiedereinstellung eines Sportdirektors sowie eines Leiters für das Akademieprojekt an, die dann aber weiter Bierhoff unterstellt sein werden. Zudem denke er an "mehr öffentliche Trainingseinheiten" und "niedrigere Ticketpreise". Auch der von Bierhoff ins Leben gerufene Begriff "Die Mannschaft" soll auf den Prüfstand kommen.

In diesen Bereichen ist Bierhoff gefragt. Löw wird andere Antworten geben müssen. Die veraltete Spielweise, sein kritisierter Führungsstil, die Kaderzusammensetzung, die Auswirkungen der Erdogan-Affäre, die Überheblichkeit der Stars und der mangelnde Zusammenhalt sind einige der Themen.

Teamspieler fordern mehr Hunger und Stolz

Mit Blick auf die Nominierung des Kaders hat Kapitän Manuel Neuer bereits die Richtung vorgegeben. "Wir brauchen Spieler, die hungrig sind. Spieler, die besessen davon sind, mit Stolz für die Nationalmannschaft spielen zu können und auch wollen", sagte Neuer bei Eurosport: "Es ist ja keine Pflicht, Nationalspieler zu sein, sondern in erster Linie eine Ehre."

Ähnlich äußerte sich Toni Kroos. Die Mannschaft müsse "wieder dahinkommen, dass jeder sein Ego in den Hintergrund stellt, sich und seine Stärken zum Wohl des Teams einbringt und der mannschaftliche Erfolg im Mittelpunkt steht", sagt er der Bild-Zeitung: "Wer nur auf Lobeshymnen hört und dann denkt, er ist der Beste, Tollste und Schönste, der tut sich schwer damit, wenn er plötzlich auf der Bank sitzt."

Wie groß die Veränderungen im Kader sein werden, ist noch offen. Bisher haben lediglich Mesut Özil und Mario Gomez (mit Hintertürchen) ihren Rücktritt erklärt. Als Erstes wird wohl das DFB-Präsidium bei seiner Sitzung vor dem Bundesliga-Auftakt am Freitag in München über das Personal informiert, das den viermaligen Weltmeister aus der Krise führen soll. (sid, 20.8.2018)