Außenministerin Karin Kneissl begrüßt Russlands Präsidenten Vladimir Putiin in der Südoststeiermark.

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Der Knicks, den die Braut im Ministerrang vor Wladimir Putin so formvollendet ausgeführt hat, rief bei vielen Politbeobachtern gemischte bis leicht ohnmachtsartige Gefühle hervor. Viel zu tief sei Karin Kneissls Ehrbezeugung vor dem Herrscher aller Bojaren und Oligarchen gewesen. Alles in Ordnung, hieß es dagegen bei Vertretern der heimischen Tanzschulszene: Das "große Compliment", vulgo Knicks, sei nichts anderes als die formelle Dankesabstattung gegenüber der Verbeugung des Herrn, genannt "Diener".

Kneissls Knicks, der noch viel analysiert werden wird.
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Höfisch sei der Ursprung der Sitte: Der normalsterbliche Untertan unterwirft sich der kaiserlichen Majestät. Heute, wo die alte Kaiserwürde von verdienten Autokraten eingenommen wird, ist das Wissen um besonders demütige Formen der Kniefälligkeit leider im Verblassen begriffen. Wir haben daher im Zeremonialprotokoll geblättert und einige eindrucksvolle Unterwerfungs- und Ermächtigungsgesten für Sie gesammelt.

Die Weihe: Sie ist eigentlich Priesterkandidaten vorbehalten. Diese legen zum Zeichen ihrer tiefen Demut ihr Antlitz flach auf den Boden vor dem Altar. Für Bräute aller Couleurs bedeutet die Handlung eine kosmetische Herausforderung.

Der Canossa-Gang: Für eine zeitgemäße Adaption des Canossa-Ganges hätte Frau Kneissl, ohne ir gendein Abzeichen ihrer Minister würde, barfuß und nüchtern, mit nichts bekleidet als mit einem Büßerhemd, drei Tage und Nächte vor dem Kreml ausharren müssen.

Der Kniefall von Warschau: Der Kniefall Willy Brandts vor dem Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos wäre durch den "Gamlitzer Kniefall" zu ersetzen gewesen.

Der polnische Abgang: Er wird von ungehobelten Subjekten genützt, um möglichst grußlos das Weite zu suchen. Wladimir Putin hat ihn durch den "russischen Abgang" ersetzt: Man flieht möglichst rasch aus der Südsteiermark nach Berlin, um dort endlich auf Augenhöhe Politik machen zu können. (Ronald Pohl, 20.8.2018)