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Am Dienstag schlugen in Kabul mehrere Raketen im Regierungsviertel ein.

Foto: REUTERS/Mohammad Ismail

Kabul – Der russische Außenminister Sergej Lawrow rechnet mit einer Teilnahme der radikalislamischen Taliban an einer Afghanistan-Konferenz am 4. September in Moskau. Neben der afghanischen Regierung seien die Taliban eingeladen, sagte Lawrow am Dienstag in Sotschi. "Die ersten Reaktionen sind positiv; sie planen, an dem Treffen teilzunehmen."

Lawrow dementierte aber Angaben, dass Moskau in Afghanistan mit Hilfe der Taliban die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zurückdrängen wolle. So hatte es der afghanische Botschafter in Russland, Abdul Kajum Kotschai, am Vortag dargestellt. Das könne er sich nicht einmal hypothetisch vorstellen, sagte Lawrow, beide seien Terrormilizen. Er betonte, die russischen Verbindungen zu den Taliban seien schon bisher bekannt. Sie seien Teil von Moskaus Afghanistan-Strategie.

Waffenruhe angelehnt

Eine von Kabul angebotene Waffenruhe während des islamischen Opferfestes Eid hatten die Islamisten erst am Vortag abgelehnt. Die Taliban kämpfen seit Jahren gegen die vom Westen unterstützte Regierung in Kabul. Bei Selbstmordanschlägen sowie Kämpfen zwischen Extremisten und afghanischen Soldaten sind im ersten Halbjahr 2018 mehr als 1.600 Zivilisten getötet worden, gaben die UN am Sonntag bekannt.

Seit dem Rückzug des Großteils der ausländischen Streitkräfte im Jahr 2014 haben die Taliban beständig an Boden gewonnen. Die Regierung stand zuletzt in der Kritik, weil sie die strategisch gelegene Stadt Ghazni nicht vor den Islamisten schützen konnte.

Geiselnahme erschwert Gespräche

Zudem hatten die Taliban erst am Montag wieder hunderte Menschen als Geiseln genommen und erst einen Tag später, am Dienstag, wieder freigelassen. Sie seien "sicher nach Hause zurückgekehrt", bestätigte Ghulam Rabani Rabani, Mitglied des Provinzrats in Kunduz, am Dienstag. Mindestens 20 afghanische Polizisten und Soldaten würden aber noch an einem unbekannten Ort festgehalten.

Die Taliban teilten mit, sie wollten keine Zivilisten verletzen. Die Soldaten und Polizisten würden aber als Gefangene festgehalten, sagte ein Kommandant der Terrorgruppe. "Wir wollten der Regierung die klare Botschaft senden, dass wir viele Angriffe starten und sie auf jeder Ebene besiegen können."

Fast 200 Menschen verschleppt

Am Montag hatten Taliban-Kämpfer in der Nähe der nordafghanischen Provinz Kunduz die fast 200 Menschen aus Bussen entführt. Sie waren in drei Bussen von der Provinz Takhar auf der Fahrt in die Hauptstadt Kabul, als sie überfallen wurden.

Die Freilassung der Geiseln wurde kurz nach dem Einschlag mehrerer Raketen in der Nähe des Regierungsviertels in Kabul bekanntgegeben. Einige Geschoße seien dabei in der Nähe des Präsidentenpalasts und von Botschaftsgebäuden niedergegangen, teilte das Innenministerium mit. Mindestens zwei Menschen wurden dabei verletzt.

Afghanistans Armee reagierte mit Hubschrauberangriffen: Ein Luftwaffenhelikopter flog im Tiefflug in der Nähe einer Moschee in der Altstadt und feuerte eine Rakete auf die mutmaßliche Stellung der Angreifer ab. (Reuters, red, 21.8.2018)