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Jakiw Palij im Jahr 2003 in New York. Damals wurde ihm die US-Staatsbürgerschaft entzogen und kurz darauf seine Abschiebung angeordnet. Sie wurde erst an diesem Dienstag durchgeführt.

Foto: Suzanne DeChillo/The New York Times via AP

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Ein Foto von Jakiw Palij aus dem Jahr 1957.

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Washington/Berlin – Die USA haben den früheren SS-Mann Jakiw Palij, der Aufseher im NS-Konzentrationslager Trawniki im besetzten Polen war, nach Deutschland abgeschoben. "Um das Freiheitsversprechen zu wahren, das Holocaust-Opfern und ihren Familien gegeben wurde", habe Präsident Donald Trump die Abschiebung des 95-Jährigen zur Priorität gemacht, teilte das Weiße Haus am Dienstag mit.

"Die Vereinigten Staaten werden niemanden tolerieren, der NS-Verbrechen und andere Menschenrechtsverstöße unterstützt hat, und diese Personen werden auf amerikanischem Boden keine Zuflucht finden", hieß es.

Berlin spricht von "moralischer Verantwortung"

Die Regierung setze "mit der Aufnahme Palijs ein klares Zeichen der moralischen Verantwortung Deutschlands", erklärte das deutsche Außenministerium der "Süddeutschen Zeitung" zufolge. Personen, die dem NS-Unrechtsregime gedient haben, sollen "ihren Lebensabend nicht unbehelligt in dem Land ihrer Wahl, den USA, verbringen".

Nach Informationen der "FAZ" landete Palij am frühen Dienstagmorgen mit einer Militärmaschine auf dem Düsseldorfer Flughafen und wurde von dort per Krankentransport in eine Altenpflegeeinrichtung im Münsterland gebracht.

Unter falschen Angaben in USA eingereist

Palij, der auf dem Gebiet der heutigen Ukraine geboren wurde, war 1943 für die SS ausgebildet und später im Arbeitslager Trawniki in Ostpolen eingesetzt worden. Dort soll er US-Ermittlern zufolge am Massenmord an bis zu 7.000 Juden beteiligt gewesen sein.

Er wanderte 1949 in die USA aus und erhielt 1957 die US-Staatsbürgerschaft. Er verheimlichte seine NS-Vergangenheit und gab an, auf einem Bauernhof und in einer Fabrik gearbeitet zu haben.

Staatsbürgerschaft 2003 entzogen

Ein US-Gericht hatte dem früheren SS-Mann bereits 2003 die Staatsbürgerschaft entzogen. 2004 sei seine Abschiebung erstmals angeordnet worden, bis jetzt aber ohne Erfolg geblieben, so die Mitteilung. Europäische Länder sollen sich geweigert haben, Palij aufzunehmen, wie mehrere US-Medien berichteten.

Der Abschiebung seien dem Weißen Haus zufolge nun "umfangreiche Verhandlungen" vorausgegangen. Der Vorgang fördere "die Zusammenarbeit mit einem zentralen europäischen Bündnispartner der Vereinigten Staaten".

Der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, sagte, es sei dem "politischen Willen und starken Engagement" mehrerer deutscher Regierungsmitglieder zu verdanken, dass Palij nach Deutschland abgeschoben werden konnte, etwa Außenminister Heiko Maas und Innenminister Horst Seehofer. (Reuters, red, 21.8.2018)