22 Flaschen Champagner lagern derzeit bei der Polizei in Schwechat.

Foto: Standard, Matthias Cremer

Korneuburg – Die Leben von Klemens G. und Markus M. sind höchst unterschiedlich verlaufen. Ersterer ist 43 Jahre alt, hat fünf Vorstrafen und schon zehn Jahre hinter Gittern verbracht. M. (42), sein Cousin, ist dagegen unbescholten, dreifacher Vater und hat jahrelang in zwei Jobs gearbeitet.

Jener als Supervisor beim Catering-Unternehmen Do & Co am Flughafen Wien-Schwechat hat das Duo nun vor ein Korneuburger Schöffengericht unter Vorsitz von Helmut Neumar gebracht. M. soll im Auftrag von G. zwischen Dezember 2016 und Jänner 2018 der Fluglinie Emirates mindestens 2.500 Flaschen im Gesamtwert von knapp 121.000 Euro gestohlen haben, die G. verkaufte.

Richter als Luftfahrtexperte

"Das waren alles Freunde dort. Vor denen genier' ich mich so", sagt der Zweitangeklagte M. unter Tränen über seinen Ex-Job. "Ist auch zum Genieren. Sie haben es nur aus Gier gemacht", zeigt der Vorsitzende wenig Mitleid. Ein wenig Verständnis hat Neumar, aus familiären Gründen Aviations-Insider, dann doch. "Man denkt sich natürlich, so ein Flieger kostet 300 Millionen Euro, da fallen ein paar Flaschen nicht ins Gewicht. Wie viel kostet ein First-Class-Ticket nach Dubai? 4.500 Euro?" – "Dafür bekommt man aber auch etwas geboten", entgegnet der Angeklagte. "Das streite ich nicht ab", konzediert der Vorsitzende.

Im Angebot für First-Class-Passagiere sind unter anderem Champagner, Bordeaux- und Weißweine mit einem Einkaufspreis bis zu 157 Euro pro Flasche, wie eine Zeugin von Emirates verrät. Manchmal bekam der offenbar beliebte M. von der Crew eine Flasche geschenkt, die er daheim sammelte. G. entdeckte auf Freigang die Sammlung und schlug vor, sie im Internet zu verkaufen. Als der legale Vorrat verbraucht war, einigte man sich, dass M. den Nachschub einfach stehlen sollte.

Juristische Eselsbrücke für die Flugnummer

Das ging leicht – er packte vor dem Abflug oder nach der Landung des Fluges EK 127 ("Das ist leicht zu merken, 127 ist der Diebstahlsparagraf", merkt Neumar dazu an) Flaschen einfach in einen leeren Container und trug diesen von Bord. Sein Glück: Emirates bemerkte zwar irgendwann, dass der Schwund über dem Durchschnitt lag, es kamen aber rund 60 Personen pro Flug als Täter infrage. Eher durch Zufall entdeckte die Polizei eine der im Internet angebotenen Flaschen und kam den Tätern auf die Spur.

Detail am Rande: 22 Flaschen Champagner lagern derzeit bei der Polizei in Schwechat, da die Besitzverhältnisse ungeklärt sind. Der Käufer möchte sie ebenso zurück wie Emirates, und auch das Finanzamt erhebt Anspruch – schließlich wurden sie unverzollt eingeführt.

M. beteuert, eigentlich nur ein oder zwei Diebstähle geplant zu haben, sein redegewandter Cousin, dem auch Betrügereien vorgeworfen werden, habe ihn aber immer gedrängt. G. sagt, er habe erst nach zwei Monaten erkannt, dass die Flaschen gestohlen seien.

G. erhält zwei Jahre Haft, ein Jahr einer bedingten Entlassung kommt dazu. M. kommt auf 15 Monate, drei unbedingt, aber erhält einen Strafaufschub, da er am Freitag einen neuen Job antritt. (Michael Möseneder, 21.8.2018)