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Foto: REUTERS/Brian Snyder

Washington – Etwa 25 Milligramm wiegt ein Paar weiche Kontaktlinsen nach der Dehydrierung – eine vernachlässigbare Menge, werden sich die meisten denken, erst recht diejenigen, die ihre getragenen Linsen im Klo runterspülen. In Summe kommt da aber ganz schön was zusammen, berichtete der Umweltforscher Rolf Ulrich Halden von der Arizona State University am Montag auf einer Konferenz der American Chemical Society in Boston.

Halden ist selbst Kontaktlinsen-Träger und stellte sich irgendwann die Frage, was eigentlich mit den entsorgten Linsen passiert. Es wurde eine Umfrage durchgeführt, der zufolge etwa 19 Prozent aller Kontaktlinsen-Träger in den USA ihre Linsen im Waschbecken oder der Toilette runterspülen. Damit würden allein in den USA jährlich Milliarden Kontaktlinsen mit einem Gewicht von mindestens 20.000 Kilogramm im Abwasser landen, rechnet Halden vor (sofern sein Sample von 139 Befragten repräsentativ ist).

Teilzerfall

Mit dem Abwasser gelangen die Linsen in Kläranlagen – was dort mit ihnen geschieht, stellten Halden und sein Team in Experimenten mit verschiedenen Typen von Kontaktlinsen nach. Es zeigte sich, dass die Linsen zwar auseinanderfallen, sich aber nicht völlig zersetzen. Während des Prozesses setzten die Linsen eine Reihe von Substanzen frei, die ebenso in Flüsse und schließlich das Meer gelangen wie die zu Mikroplastikteilchen zerfallenen Überreste der Linsen selbst.

Im Meer verwechseln kleine Fische und Angehörige des Zooplanktons Mikroplastik häufig mit Nahrung und verschlucken es. Auf diese Weise gelangt es in die marinen Nahrungsketten – und da deren Endabnehmer in vielen Fällen der Mensch ist, könnten entsorgte Linsen gänzlich unbemerkt am Ende wieder zu uns zurückkehren.

Die Forscher wollen mit ihrer Studie nach eigenen Angaben auch die Hersteller von Kontaktlinsen ansprechen – viel zu wenige würden auf ihrer Verpackung darauf aufmerksam machen, dass ihr Produkt über den Hausmüll entsorgt werden soll, kritisierten sie. (red, 22. 8. 2018)