Vor allem Spekulanten, die frühzeitig investiert haben, profitierten vom Bitcoin-Boom. Steuern haben aber wohl nur wenige bezahlt. Ein Onlinetool soll nun für mehr Übersicht sorgen.

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Von wenigen Cents bis knapp 20.000 Dollar in wenigen Jahren: Der Bitcoin-Boom hat den Geldeinsatz von Anlegern, die früh genug dabei waren, dramatisch vervielfacht. Das Phänomen brachte dem wachsenden Feld der Kryptowährungen viel Aufmerksamkeit.

Heute wird an zig Onlinemarktplätzen eine kaum zu überblickende Zahl an virtuellen Werten gehandelt. In dieser Kryptowelt verkaufen Unternehmen sogenannte Coins oder Token, mit denen bestimmte Rechte oder Anteile am Gewinn einhergehen – eine Form des Crowdfundings.

Finanzielle Probleme

Werden beim Tausch virtueller Währungen Gewinne eingefahren, müssen auch sie versteuert werden – eine Verpflichtung, der in der Pionierphase kaum nachgekommen wurde. "In der Praxis wussten viele Händler gar nicht, ob und wie ihre Gewinne zu versteuern sind", erklärt Cornelius Palm vom oberösterreichischen Krypto-Start-up Blockpit.

"Auf der anderen Seite ist es auch für die Regulatoren nicht leicht zu sehen, wer was gehandelt hat." Nach wie vor ist es schwer, an verlässliche Zahlen zu kommen. Laut einer Umfrage haben etwa 0,4 Prozent der US-Bürger Transaktionen im Kryptobereich bei den Steuerbehörden angegeben, erklärt Palm. "Der Anteil der Kryptowährungsbesitzer in den USA liegt, konservativ geschätzt, aber bei sieben Prozent."

Selbst wenn man sich der Steuerschuld bewusst ist, bleibt die Frage: Wie viel muss ich bezahlen? "Heavy Trader", die täglich handeln, kommen im Jahr auf hunderte Transaktionen. "Daraus selbst die Steuer zu berechnen überfordert die Anleger.

Niemand kann sich sicher sein, ob er richtig gerechnet hat", beschreibt Palm das Problem. Die Steuer nicht im Blick zu haben kann aber zu großen finanziellen Problemen führen – etwa wenn man größere Gewinne reinvestiert und wieder verliert: Das Geld ist weg, die Steuerschuld bleibt.

Schnelle Umsetzung

Palm und seine Kollegen bei Blockpit haben eine Anwendung ersonnen, die einen Überblick über alle Transaktionen eines Traders an verschiedenen Börsen gibt und einen "Kryptosteuerbericht" anfertigt. Gewinne und steuerpflichtige Anteile werden berechnet und "innerhalb des rechtlichen Rahmens optimiert", erklärt Palm. Einer der "schwierigsten und aufwendigsten Prozesse" dabei sei, die Anbindungen für die Onlinebörsen herzustellen. Bisher sind 15 Kryptomarktplätze an Bord, weitere sollen folgen.

Die Idee für das Steuerwerkzeug entstand aus dem persönlichen Bedarf. "Wir haben einfach keine g'scheite Lösung gefunden", sagt Mathias Maier, der neben Geschäftsführer Florian Wimmer einer der fünf Gründer von Blockpit ist, die sich 2017 zusammengefunden haben. Noch im selben Jahr präsentierten sie beim Gründerevent Start-up Live in Linz ihren Ansatz. "Wir haben gewonnen, und seitdem geht es drunter und drüber", resümiert Maier.

Durch die rege Nachfrage entschloss sich das Team, das zum Teil berufliche Erfahrung beim Steuerberaternetzwerk KPMG hat, zu einer schnellen Umsetzung. Noch im Sommer 2017 wurde das Unternehmen in Hagenberg – Wimmer und Maier haben dort an der FH Oberösterreich studiert – gegründet. Seit Jänner 2018 ist eine erste Version online, die nun optimiert und erweitert wird. Im Dezember stieß der erste Mitarbeiter dazu, mittlerweile sind es 15. Anfang 2019 soll eine erste Vollversion stehen.

Spekulationsgeschäfte

In Österreich werden Kryptogeschäfte, bei denen Kauf und Verkauf innerhalb eines Jahres erfolgen, als Spekulationsgeschäfte behandelt, für die bei Gewinnen über der Freigrenze von 440 Euro Einkommensteuer fällig wird. Die Steuerregeln sind aber von Staat zu Staat unterschiedlich: "Keine Steuer fällt etwa in der Ukraine oder in Polen an. Aber auch klassische Steuerparadiese der ,old economy' wie die Isle of Man, Gibraltar oder Monaco platzieren sich günstig für Kryptohändler", erklärt Palm. "In einigen Ländern ist der Handel mit Kryptowährungen zudem teilweise oder absolut verboten – etwa in China, Pakistan oder Saudi-Arabien."

Palm koordiniert ein Projekt, im Rahmen dessen mithilfe der Community und Steuerberatern eine Weltkarte aller den Kryptohandel betreffenden Steuerregeln erstellt wird. Die öffentlich zugängliche "Crypto Tax Map", die in Kooperation mit KPMG und dem Institute for Future Cryptoeconomics RIAT erstellt wird, soll der verbreiteten Orientierungslosigkeit in Kryptosteuerfragen ein Ende bereiten.

Große Steuerpläne

Blockpit, das laut Maier bisher ohne Investoren und Förderungen auskam, startete im Juli mit dem Verkauf eigener Token, die die Finanzierung sichern sollen. Ihr Besitz wird später eine Voraussetzung sein, um Leistungen des Start-ups "freischalten" zu können.

Auch nach der Fertigstellung von "Version 1.0" im nächsten Jahr gibt es große Pläne: "Wir wollen unser Service europaweit ausbauen und verstärkt mit Behörden zusammenarbeiten. Sehr interessant ist es auch, unsere Lösung direkt auf Handelsplattformen einzubinden, sodass gleich hier die Gewinne berechnet werden können." (Alois Pumhösel, 22.8.2018)