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Dieses Jahr ist ein Rückschlag für den Artenschutz in Florida. Durch giftige Algen verenden Meerestiere. Vor allem Seekühe sind gefährdet.

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Der Bestand an Seekühen hat sich erst in den letzten Jahren wieder leicht erholt.

Foto: AP/Luis Santana/Tampa Bay Times

Ein "Meerestiere-Massaker von gigantischem Ausmaß", beschreibt es das National Geographic Magazin. Zwischen Sarasota und Naples im US-Bundesstaat Florida kommt es auf einer Strecke von hunderten Kilometern seit Wochen zu einem Massensterben von Meerestieren und Vögeln. Besonders die bereits bedrohten Seekühe sterben in alarmierendem Ausmaß.

Seit Anfang Juli müssen morgens die Strände erst einmal von Kadavern gereinigt werden. Hunderte tote Meeresschildkröten, Kormorane, hunderte Tonnen verendeten Fischs, aber auch Delfine werden angespült. Anfang August lag ein acht Meter langer Walhai tot an der Küste von Sanibel.

Algenblüte reduziert Sauerstoff

Schuld an dem massenhaften Tiersterben ist laut Expertenmeinung der Mikroorganismus Karenia brevis, die sogenannte "Rote Flut". Es kommt zu einer massenhaften Vermehrung der Mikroorganismen, die den Sauerstoffgehalt im Wasser senken und teilweise auch Giftstoffe produzieren. Auch bei Menschen kann sie Atemnot und Hustenreize verursachen.

Langsame Pflanzenesser wie Seekühe sind besonders gefährdet. Laut staatlicher Wildtierstatistik sind bereits mehr Individuen gestorben als in den Jahren zuvor. Bis zu Stichtag 12. August wurden 540 verendete Seekühe gezählt. Im Jahr 2017 waren es insgesamt 538 Tiere der Säugetierart.

Seekühe fressen keinen Fisch, sondern Seegras. Daher nehmen sie die giftigen Algen mit der Nahrung zu sich. Weiters absorbieren sie das Toxin durch die Haut oder atmen es ein.

Bootsschrauben und Lebensraumverlust

Alle vier Unterarten der Seekühe werden von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als gefährdet gelistet. Bejagung ist heute kaum noch ein Problem. Eine größere Gefahr geht von den Schrauben von Sportbooten aus. Daher wurden vor US-amerikanischen Küsten im Golf von Mexiko Schutzgebiete angelegt, in denen Motorbootverkehr verboten ist.

Die Seekühe müssen zudem große Mengen an Wasserpflanzen fressen und brauchen dafür eine entsprechende Wasserqualität und genügend Lebensraum. Dieser wird in den vergangenen Jahrzehnten immer knapper. Die Schutzmaßnahmen zeigen Wirkung: Seit einigen Jahren erholt sich die Population langsam wieder von den sehr niedrigen Zahlen in den 90er-Jahren.

Insgesamt soll es nur noch rund 6.000 Seekühe in den Gewässern vor Florida geben.

Diskussion über Ursache

Die Algenblüte ist im Prinzip ein natürliches Phänomen. Einige Wissenschafter vermuten, dass die aktuelle, massive Ausbreitung von Überdüngung in der industriellen Landwirtschaft und unsachgemäßer Abfallbeseitigung beschleunigt wird. Florida war zwar in der Vergangenheit immer wieder davon betroffen, eine derart explosionsartige Ausbreitung wurde seit mehr als zehn Jahren nicht mehr beobachtet.

Eine weitere Theorie ist, dass die rote Flut immer wieder durch Staubwolken aus der Sahara ausgelöst wird. Das ergab zumindest eine von der Nasa finanzierte Studie der Universität von Florida. Die Sandkörnchen werden mit dem Ostwind in den Golf von Mexiko getragen und enthalten Eisen – einer der Auslöser für die Vermehrung von Karenia brevis. (july, 23.8.2018)