Die blaugrünen Flecken bezeichnen die Eisvorkommen in den Polregionen des Monds (links der Nordpol). Je dunkler eine Region dargestellt ist, desto kälter ist sie.
illustration: Shuai Li, University of Hawaii SOEST/ HIGP

Nottingham/Manoa – Anfang der Woche veröffentlichten die beiden Astrophysiker Ian Whittaker und Gareth Dorrian von der Nottingham Trent University ein Plädoyer, die aktuelle Mars-Mode fürs erste wieder hintanzustellen und sich stärker auf ein näherliegendes Ziel zu konzentrieren: den Mond. Fünf plausible Gründe listeten sie dafür auf – einen sechsten hat ihnen nun eine aktuelle Veröffentlichung hawaiianischer Forscher hinzugefügt: Auf der Oberfläche des Mondes wurde zum ersten Mal direkt Eis nachgewiesen.

Der Weg zum Wasser

Dass der Mond nicht durch und durch trocken ist, hat sich schon länger abgezeichnet. Dabei ging es vor allem um "oberflächennahe" Eisvorkommen, die in den obersten Schichten des lunaren Bodens enthalten sind. Anzeichen für das Vorhandensein von gefrorenem Wasser lieferte vor allem die indische Raumsonde Chandrayaan-1 während ihrer Mission im Jahr 2008.

Ein hundertprozentig eindeutiger Nachweis blieb jedoch lange Zeit aus. Für die Beobachtungen waren auch andere Erklärungen – etwa ungewöhnliche Lichtreflexe – denkbar, berichten Wissenschafter um Shuai Li vom Hawaii Institute of Geophysics and Planetology. Diese Lücke hätten sie mit ihrer aktuellen Studie, die im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlicht wurde, nun geschlossen.

"Superkalt"

Shuai Lis Team verglich die Daten von Chandrayaan-1 unter anderem mit denen des Lunar Reconaissance Orbiter. Spektrografische Analysen haben laut den Forschern drei chemische Signaturen ergeben, "die definitiv beweisen, dass es gefrorenes Eis auf dem Mond gibt". Sie weisen auf freiliegende Eisvorkommen im kühlen Schatten von Kratern an beiden Mondpolen hin. Dort ist es laut Li "superkalt": Die Temperaturen würden an Stellen, die kein Sonnenstrahl je erreicht, nie über etwa minus 150 Grad steigen.

Anders als bei anderen bekannten Eisvorkommen im Sonnensystem wie etwa auf Merkur und dem Zwergplaneten Ceres sei das Eis aber über viele kleine Vorkommen verteilt, insbesondere am Nordpol. Dass die betreffenden Mondregionen solcherart mit Eis gesprenkelt ist, könnte ein Hinweis auf den Ursprung des Eises sein. Die hawaiianischen Forscher vermuten, dass es durch Einschläge anderer Himmelskörper auf den Mond gelangt sein könnte.

Vor zehn Jahren durchgeführt, liefert die Mission von Chandrayaan-1 bis heute wertvolle Daten.
Indian Diplomacy

Im Anschluss an die Chandrayaan-1-Mission war spekuliert worden, dass die Mondoberfläche riesige Mengen an Wassereis enthalten könnte – als Zahl wurden damals 600 Millionen Tonnen genannt. Shuai Li und seine Kollegen sind vorsichtiger: Wie viel Eis da vorhanden ist, sei unklar.

Auf jeden Fall würde der seit 1972 vom Menschen verlassene Mond damit wieder ein ganzes Stück attraktiver. Zunächst könnte bei der Erforschung der Eisvorkommen ein Roboterfahrzeug helfen, schlug Shuai Li vor. Sollte genügend Eis vorhanden sei, könnte dies aber später auch als Ressource für bemannte Mond-Expeditionen genutzt werden. Letztlich wären dadurch auch längere Aufenthalte auf dem Mond denkbar, hieß es von Seiten der NASA, die in einem Statement die Rückkehr zum Mond in Aussicht stellte. (jdo, 22. 8. 2018)