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Sebastian Vettel fehlen bereits 24 Punkte auf Lewis Hamilton.

Foto: AP/Zoltan Balogh

Spa – Mit Druck hat Ferraris Frontmann Sebastian Vettel überhaupt kein Problem. Sagt jedenfalls Christian Horner, und der muss es ja eigentlich wissen. Sechs Jahre lang war Horner Vettels Teamchef bei Red Bull, in dieser Zeit gewann der Deutsche seine vier WM-Titel. "Er ist so gut unter Druck", sagte Horner im Gespräch mit formula1.com: "Wenn er nach der Sommerpause auch nur die kleinste Chance bekommt, wird er nur sehr schwer zu schlagen sein."

Druck auf Vettel steigt

Das klingt gut, zumal Vettel vor dem Großen Preis von Belgien am Sonntag (15.10 Uhr/ORF 1) auf der Ardennen-Achterbahn von Spa-Francorchamps ganz erheblich unter Druck steht. 24 Punkte beträgt sein Rückstand in der WM-Wertung auf den führenden Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes. 24 Punkte, die es in der zweiten Saisonhälfte aufzuholen gilt, will Vettel endlich das große Ziel erreichen: Weltmeister im Ferrari.

Im Gespräch mit formula1.com erinnerte sich Vettel an seinen Wechsel zu Ferrari und daran, dass ihm seinerzeit unterstellt wurde, er wolle nur den großen Michael Schumacher imitieren. "Wenn wir jemals auch nur annähernd das erreichen, was Michael erreicht hat, wäre das ein großer Erfolg", sagte der 31-Jährige: "Aber die Zeiten haben sich geändert, und die Vergangenheit sollte nicht unsere Motivation für die Zukunft sein."

Ferrari verschenkte wertvolle Punkte

Vettel weiß, dass er selbst nicht ganz unschuldig an dem bisher nicht ganz zufriedenstellenden Saisonverlauf ist. Spektakulär beispielsweise sein Ausfall in Hockenheim, als er einen scheinbar sicheren Sieg in der Sachs-Kurve versenkte. Auch das, so Horner, hat möglicherweise etwas mit dem Erfolgszwang bei Ferrari zu tun: "Man kann durchaus sehen, dass er den Druck mit sich herumträgt. Er ist ein Fels in dem Team."

Anders als in den vergangenen Jahren sitzt Vettel mittlerweile im schnellsten Auto, auf den Geraden ist der Ferrari dem Dauer-Konkurrenten Mercedes mittlerweile deutlich überlegen. Das hat die Scuderia bisher allerdings noch nicht in allzu viel Zählbares umgewandelt. Taktikfehler am Kommandostand und Boxenstopps zum falschen Zeitpunkt kosteten Vettel bereits viermal in dieser Saison wertvolle Punkte. Hinzu kommen Fahrfehler des Star-Piloten, wie in Baku, Le Castellet oder eben Hockenheim.

Dennoch glauben die Experten, dass Vettel ausreichend Klasse besitzt, um für Maranello den ersten Fahrer-Titel seit 2007 zu holen. "In diesem Jahr scheint er viel ruhiger zu sein, wenn er eine Situation reflektieren muss", sagt der frühere BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen, der den jungen Vettel im selben Jahr in die Formel 1 holte. Franz Tost, Vettels ehemaliger Teamchef bei Toro Rosso, sieht die mentale Stärke des Hessen als großen Trumpf, und Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko verriet bei Servus-TV, es sei ihm grundsätzlich "lieber, ein Vettel gewinnt im Ferrari als wieder ein Mercedes".

Hochgeschwindigkeitsstrecken als Vorteil für die Scuderia

Die nächsten beiden Strecken dürften Vettel und Ferrari auf jeden Fall in die Karten spielen, in Spa und beim italienischen Grand Prix in Monza ist Highspeed gefragt. In Spa fordern lange Geraden, Höhenunterschiede und schnelle Kurven Fahrern und Teams Schwerstarbeit ab. "Wenn uns der bisherige Saisonverlauf eines gelehrt hat, dann ist es die Tatsache, dass es keinen klaren Favoriten für bestimmte Strecken mehr gibt und dass nicht immer das schnellste Auto gewinnt", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Er weiß: Wenn das schnellste Auto gewinnt, wird es nach aktuellem Stand kein Mercedes sein. (sid, 22.8.2018)