Vorwürfe über sexuelle Belästigung und Diskriminierung wurden bei Uber lange ignoriert.

Foto: AFP/ROBYN BECK

Oakland – Der US-Fahrdienstvermittler Uber steht wieder einmal im medialen Rampenlicht, jedoch keinem besonders wünschenswerten. Zahlreiche Mitarbeiterinnen sollen am Arbeitsplatz sexuell belästigt worden sein. Nun hat sich das Unternehmen im Zuge eines Vergleichs dazu bereiterklärt, 1,9 Millionen Dollar an 56 Frauen zu zahlen. Das entspricht in etwa 33.900 Dollar pro Person. Die Einigung muss noch von einem kalifornischen Richter abgesegnet werden.

Darüber hinaus will Uber 5,1 Millionen an etwa 480 weitere Kollegen zahlen, die sich Diskriminierung und einem enormen Druck ausgesetzt sahen. Das entspricht etwas mehr als 10.000 Dollar pro Person.

Lateinamerikanischer Hintergrund

Drei Mitarbeiterinnen mit lateinamerikanischem Migrationshintergrund hatten im Oktober 2017 Uber geklagt, weil sie schlechter bezahlt würden als männliche Kollegen. Im Unternehmen hatte es ihnen zufolge ein internes Ranking gegeben, in dem Frauen und dunkelhäutige Menschen systematisch schlechter bewertet worden seien als andere Kollegen. Diese Klage löste eine Kettenreaktion aus. Es folgten mehr als 400 Berichte von Mitarbeitern über Belästigung und Diskriminierung. Sie alle sollen mit den Zahlungen nun für ihre Erlebnisse entschädigt werden. Endgültig soll am 6. November über die Bedingungen des Vergleichs entschieden werden.

Uber arbeitet fortlaufend daran, Skandale aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Der Ruf des Unternehmens spielt derzeit eine entscheidende Rolle, weil der im kommenden Jahr anstehende Gang an die Börse vorbereitet wird. Aus diesem Grund wurde mit dem Investmentbanker Nelson Chai nach drei Jahren wieder ein Finanzchef eingestellt. Chai war zuvor CEO der Versicherungsgesellschaft Warranty Group.

Skandal-CEO Kalanick

Uber-Mitgründer Travis Kalanick hatte Uber in kurzer Zeit zu einem der höchstbewerteten privat gehaltenen Start-ups der Welt gemacht. Vergangenes Jahr setzte das Unternehmen im zweiten Geschäftsquartal 2,8 Milliarden Dollar um. Im Juni 2017 musste Kalanick das Unternehmen allerdings verlassen. Neben wirtschaftlichem Erfolg sorgte er für zahlreiche Skandale: abfällige Bemerkungen über Frauen, eine Untersuchung des Justizministeriums, Boykottaufrufe, Kündigungen nahezu aller wichtigen Manager und einen Aufstand der mächtigsten Investoren.

Vorwürfe über sexuelle Belästigung und Diskriminierung in seinem Unternehmen ignorierte Kalanick lange. Er sitzt aber weiterhin im Aufsichtsrat und hält Unternehmensanteile. (red, APA, 22.8.2018)