Die Einstimmung übernahm ein besonderes Highlight bereits bei der Talstation der Salzbergbahn. Das mobile, aufblasbare Planetarium des Instituts für Astrophysik bewies, dass in einem Planetarium nicht nur Sterne gezeigt werden können. Der vom Naturhistorischen Museum produzierte Fulldome-Film "Das weiße Gold von Hallstatt" gab den Besucherinnen und Besuchern bereits vor der Auffahrt einen Überblick über die Besonderheiten der sie umgebenden Landschaft und die archäologischen Forschungen im Salzbergwerk.

Vom 3D-Modell bis zur App

Auch im Hochtal erwarteten die Besucherinnen und Besuchern viele Stationen zu einem derzeitigen Schwerpunkt der Hallstattforschung: der Vermittlung ihrer Forschungsergebnisse. Dazu laufen derzeit viele unterschiedliche Projekte und Vorhaben. Unter anderem konnten wir den gerade fertig gestellten "virtuellen Flug" durch das Bergwerk präsentieren. Dieser wurde in Kooperation mit der Salinen Austria AG realisiert und setzt sich aus einem 3D-Laserscan und Structure-from-Motion-Modellen von Teilen des Stollennetzes und der prähistorischen Fundstellen zusammen. Diese Visualisierung ist genauso Teil des Interreg-Central-Europe-Projektes "VirtualArch" wie die App zur Vermittlung des Fundortes Hallstatt, die derzeit in Kooperation mit der Technischen Universität Wien entsteht. Auch hier konnte bereits ein Prototyp präsentiert werden.

Über 2000 Besucherinnen und Besucher kamen auf den Salzberg von Hallstatt um alles über die Forschungen des Naturhistorischen Museums und seiner Partnerinstitutionen zu erfahren.
Foto: Christian Fasching
Im mobilen Planetarium feierte der Fulldome-Film "Das weiße Gold von Hallstatt" Premiere.
Foto: Christian Fasching

Neue Projekte und Ergebnisse

Im Programm durften natürlich die anthropologischen und archäozoologischen Untersuchungen genauso wenig fehlen, wie die Keramikrestaurierung des Naturhistorischen Museums Wien. All diese Stationen zeigen eindrucksvoll, dass archäologische Untersuchungen nach der Ausgrabung längst nicht abgeschlossen sind und das Fundmaterial bei entsprechenden Analysen eine Menge Informationen birgt. Auch die derzeit noch laufenden Ausgrabungen am Hallstätter Gräberfeld konnten besucht und die Kolleginnen und Kollegen mit Fragen überhäuft werden. Die in den letzten Wochen weiter zu Tage getretene, spektakuläre Blockbaukonstruktion unbekannter Funktion ließ so manche Spekulation zu und zog die Besucherinnen und Besucher in Scharen an den Grabungsschnitt.

Das dreidimensionale Modell des Hallstätter Salzbergwerks zog viele Blicke auf sich.
Foto: Christian Fasching

Auch das gerade angelaufene Projekt zur Erhaltung der prähistorischen Fundstellen im Salzberg wurde thematisiert. An den Modellen wurde dem Publikum anschaulich die weite Verzweigung des Stollennetzes, der Laugwerke und der darin gefundenen Bergbauspuren der Urgeschichte erklärt.

Spezialanfertigungen und innovative Methoden

Ein weiterer Blickfang war ebenfalls die neue Waschanlage, die in der diese Woche gestarteten Saison der Bergwerksgrabungen erstmals zum Einsatz kommen wird. Aufgrund der zunehmenden Menge aus dem Berg geförderten Heidengebirges in den letzten Jahren war es notwendig, die Konstruktion zu überarbeiten und den Durchsatz zu steigern. So kann noch mehr Heidengebirge geschlämmt und die darin enthaltenen Funde entsalzt werden, um sie für die weitere Untersuchung zugänglich zu machen und zu konservieren. Einmal mehr zeigte sich, dass für die Erforschung des Fundortes Hallstatt keine Standardlösungen zum Einsatz kommen können. Fast alle verwendeten Methoden und Geräte müssen speziell auf den Gebrauch hier angepasst werden. So auch die Methoden der Dendrochronologie und die der geoelektrischen Messungen über und unter Tage. Die Messmethoden der Geoelektrik durch die Geologische Bundesanstalt wurden nicht nur auf der Archäologie am Berg präsentiert, sie werden auch seit Montag im Berg fortgesetzt, um ihn weiter nach prähistorischen Fundstellen zu "durchleuchten".

Grabungsleiter Anton Kern erklärt den bronzezeitlichen Holzbefund live auf der Ausgrabung am Gräberfeld Hallstatt.
Foto: Christian Fasching
Das ausgedehnte Netz an modernen Laugwerken und prähistorischen Fundstellen im Hallstätter Salzberg, anschaulich an einem Modell erklärt.
Foto: Christian Fasching

Das Publikum war wie immer bunt gemischt, von alteingesessenen Hallstätterinnen und Hallstättern, über Interessierte aus ganz Österreich und dem Rest der Welt, Fachkollegen, und zufällig vorbeikommende Touristen, die von dem Spektakel angelockt wurden. Auch eine Delegation an Kolleginnen und Kollegen vom Deutschen Bergbaumuseum Bochum besuchte uns und führte mit uns rege Diskussionen über prähistorischen Salzbergbau, bevor sie am Montag ebenfalls ihre Ausgrabungen in Dürrnberg bei Hallein fortsetzten. Besonders freuen uns jedes Jahr Gespräche mit Besucherinnen und Besuchern, in denen klar wird, dass sie nun schon zahlreiche Jahre in Folge an der "Archäologie am Berg" teilnehmen, oder extra dafür angereist sind. Manchen war nicht einmal der Weg aus dem fernen Japan zu weit, um die Archäologinnen und Archäologen persönlich nach Details ihrer Arbeit ausfragen zu können.

Bei den AnthropologInnen konnten die Besucher alles über den menschlichen Körper erfahren.
Foto: Christian Fasching
Archäologische Grabungsmethoden durften selbst ausprobiert werden.
Foto: Christian Fasching

Virtuelles Bergwerk

Diese Anreise wurde nicht zuletzt auch mit einem Blick in die Zukunft, oder besser gesagt, in die Vergangenheit belohnt. Die Firma Scenomedia arbeitet momentan an zweierlei Visualisierungen des prähistorischen Bergbaus. Einerseits an einem "Fernrohr in die Vergangenheit", das in der Nähe des Rudolfsturms angebracht werden und mithilfe von 3D-Technik eine Zeitreise durch die letzten 7000 Jahre dieser einmaligen Kulturlandschaft ermöglichen soll. Auch soll ein virtueller Blick in den Berg ermöglicht werden. Im Auftrag der Salzwelten soll, ebenfalls durch Scenomedia, eine Virtual-Reality-Version des Bergwerks und des Hochtals programmiert werden, in die man schließlich mithilfe einer VR-Brille selbst eintauchen kann. Als einer der Bergleute kann man sich frei durch das Salzbergwerk bewegen, Werkzeuge ausprobieren und alles über das Leben und Arbeiten in der Urgeschichte erfahren. Von beiden Szenarien wurden schon die ersten Prototypen präsentiert und konnten von den Besucherinnen und Besuchern getestet werden. Vor allem beim Ausprobieren der VR-Brille tauchten manche so tief in das Bergwerk ein, dass der Schreck beim plötzlichen Blick in einen der hinabführenden Schächte groß war. Zumindest für die Umstehenden waren die lauten "Huch!"- und "Ups!"-Rufe durchaus unterhaltsam.

Mithilfe der VR-Brille tauchten die Besucher in eine virtuelle Realität des bronzezeitlichen Bergbaus in Hallstatt ein.
Foto: Christian Fasching
Nur durch das engagierte Team und die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist die "Archäologie am Berg" jedes Jahr wieder möglich.
Foto: Christian Fasching

Danke und bis nächstes Jahr

Mit über 2.000 Besucherinnen und Besuchern war die "Archäologie am Berg" auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg. Ein Erfolg, der ohne die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die über 30 hochmotivierten Kolleginnen und Kollegen nicht möglich wäre. Nicht nur den im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehenden Repräsentantorinnen und Repräsentantoren der unterschiedlichen Institutionen sei hierbei gedankt, sondern auch den Kolleginnen und Kollegen, die diese unermüdlich versorgten und alle Arbeiten im Hintergrund erledigten. Und nicht zuletzt selbstverständlich ein Dank an alle Besucherinnen und Besuchern, die dieses Wochenende den Weg auf den Berg auf sich genommen haben, um Interesse an unserer Arbeit zu zeigen. (Fiona Poppenwimmer, Hans Reschreiter, 23.8.2018)