Mime Paul Hörbiger versuchte, an ein arisiertes Gebäude zu kommen.

Foto: Stadtkino / Burgl Czeitschner Filmproduktion

Das Ehepaar Lothar und Susanne Fürth leitete ein angesehenes Sanatorium in der Schmidgasse in der Wiener Josefstadt. Im April 1938, kurz nach dem Anschluss, wählen die beiden in ihrer Verzweiflung den Freitod. Ihr Gebäude durchläuft danach eine wechselvolle Geschichte.

Nach dem Krieg hausen die Amerikaner dort, danach wechselt es in die öffentliche Hand. Und dann setzt man mit Chuzpe noch eins drauf: Kurz bevor das Haus gemäß dem Entschädigungsgesetz von 2001 restituiert werden sollte, versucht das Ministerium, es noch schnell zu verkaufen.

Trailer "Let's Keep It"
marrakschia@gmail.com Burgl Czeitschner

Burgl Czeitschners Dokumentarfilm Let's Keep It erzählt von einer langen Serie ähnlicher Restitutionsfälle, von denen die Mehrzahl nicht im Sinne der Erben ausging. Schon der erste Fall der Familie Regenstreif, die 1938 praktisch über Nacht aus ihrer Villa in Wien-Pötzleinsdorf fliehen musste, zeigt das Dilemma an.

Nüchterne Darstellung

Der Restitutionsfonds kann die Ansprüche kaum abdecken, der Handlungsspielraum gerät zu eng. Als problematisch kommt hinzu, dass das Gesetz Trittbrettfahrer dazu einlud, sich als Vermittler einzuschalten. Und der juristische Begriff der "extremen Ungerechtigkeit" wird zu oft zur Ermessenssache.

Czeitschner hat die Fälle genau recherchiert und entschied sich in der Regel für eine angenehm nüchterne Darstellung. Wohl jeder einzelne Fall könnte einen Film füllen. Einzig ein Exkurs zu Paula Wessely, der Versuch einer Ehrenrettung der Schauspielerin, bleibt ein Fremdkörper in dieser Geschichte um verschleppte Gerechtigkeit. (kam, 23.8.2018)