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In Kabul stieg nach heftigen Gefechten zwischen Aufständischen und der afghanischen Regierung am Dienstag Rauch auf.

Foto: REUTERS/Mohammad Ismail

Die Raketen schlugen ein, als Präsident Ashraf Ghani in Kabul am Dienstag eine Rede zum Beginn des Opferfestes hielt. Live auf Facebook war zu sehen, wie er innehielt, während im Hintergrund Einschläge zu hören waren. Die Armee schlug mit Hubschraubern zurück, erst nach Stunden erklärte ein Armeesprecher die Attacke für beendet. Vier Angreifer seien getötet, mindestens sechs Menschen verletzt worden. Wer den Anschlag tatsächlich verübt hat, bleibt unklar – vielleicht die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), die die Tat für sich reklamierte, oder die radikalislamischen Taliban, die seit dem Rückzug der ausländischen Streitkräfte 2014 wieder an Boden gewinnen.

Die Anschläge in Kabul ereigneten sich nur zwei Tage, nachdem Ghani den Taliban eine dreimonatige Waffenruhe angeboten hatte – was die Taliban am Montag ablehnten. Ein paar Stunden nach dem Angebot entführten die Taliban fast 200 Businsassen, unter ihnen etwa 40 Polizisten und Soldaten. Im Laufe des Montags ließen sie die Geiseln wieder frei.

In den vergangenen Wochen kam es fast täglich zu Angriffen der Taliban – vor knapp zwei Wochen auf die strategisch wichtige Stadt Ghazni. Bei Anschlägen und Kämpfen sind in diesem Jahr laut Uno bereits mehr als 1600 Zivilisten getötet worden.

Auch Taliban eingeladen

Nun plant Russland am 4. September ein Treffen zum Afghanistan-Konflikt in Moskau, zu dem sowohl die Regierung als auch die Taliban eingeladen sind. Wie der russische Außenminister Sergej Lawrow am Dienstag bekanntgab, rechnet er mit einer Teilnahme der Taliban: "Die ersten Reaktionen sind positiv. Sie planen, an dem Treffen teilzunehmen."

Regierung will Gespräche ohne ausländische Beteiligung

Die afghanische Regierung wird wohl nicht an dem Treffen teilnehmen. Die Führung in Kabul strebe direkte Gespräche mit den radikalislamischen Taliban ohne ausländische Beteiligung an, sagte ein Vertreter des Außenministeriums.

Zu der Konferenz sind zwölf Länder geladen, unter ihnen Pakistan, China, der Iran, Indien – und auch die USA. Diese wollen aber nicht nach Moskau kommen, was Russland bedauere, so das Außenministerium am Mittwoch.

Noch am Sonntag hatte US-Außenminister Mike Pompeo die geplante Feuerpause und den Dialog zwischen Regierung und Taliban begrüßt. Doch Russlands Engagement sieht man mit Skepsis: Die USA werfen Moskau vor, die Taliban mit Waffen zu versorgen. Lawrow dementierte am Dienstag, dass Moskau in Afghanistan mithilfe der Taliban den IS zurückdrängen wolle. (Anna Sawerthal, 22.8.2018)