Das Pixel 3 XL: Bereits in den Händen zahlreicher Blogger.

Foto: Rozetked

Leaks sind ein fixer Bestandteil der Smartphone-Welt geworden. Kaum ein Gerät, über das nicht im Vorhinein schon das eine oder andere Details durchgesickert ist. Doch was Google nun passiert ist, ist trotzdem außergewöhnlich: Seit der Affäre rund um das iPhone 4 wurde kein Smartphone mehr so früh so vollständig offengelegt, wie das neueste Google-Smartphone.

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Gleich mehrere russische und ukrainische Blogger haben in den letzten Tagen immer neue Informationen zum Pixel 3 XL veröffentlicht. Und das mit einer sehr guten Ausgangsbasis: Wie aus zahlreichen Videos und Fotos hervorgeht, halten sie das eigentlich erst für Anfang Oktober zur Vorstellung bestimmte Smartphone nämlich bereits in Händen.

Raubzug

Wie das möglich ist, erklärt 9to5Google: Offenbar bietet ein ukrainischer Schwarzhändler schon seit einigen Wochen das Pixel 3 XL über einen eigenen Telegram-Kanal zum Kauf an. Stolze 2.000 US-Dollar musste zahlen, wer das Gerät haben wollte, und wie sich zeigt waren offenbar einige Interessenten dazu bereit. Während anfänglich die Geräte sogar noch im Zehner-Pack verkauft wurden, sollen mittlerweile praktisch alle Exemplare weg sein, heißt es.

Woher er die Geräte hat, verrät der Händler zwar nicht, allerdings ist es auch nicht allzu schwer, sich das zusammenzureimen: Es dürfte sich hierbei um entweder direkt aus der Fabrik oder am Transportweg gestohlene Geräte handeln. Darauf verweist auch, dass die Smartphones offenbar für Google-Entwickler gedacht waren, wie sich aus Stickern auf der Verpackung schließen lässt. Zudem hat der betreffende Händler auch jede Menge Pixel 2 XL im Angebot, es könnte also sein, dass bei einem Raubzug die Pixel 3 XL "unabsichtlich" mit erwischt wurden. Von Google heißt es mittlerweile, dass die Angelegenheit derzeit in Kooperation mit Hersteller Foxconn untersucht wird, auch die eigene Rechtsabteilung wurde mittlerweile eingeschaltet.

Die Seitenansicht des Pixel 3 XL. Details können sich übrigens noch ändern, handelt es sich dabei doch noch um Prototypen.
Foto: Rozetked

(Fast) alles bekannt

Google dürften derzeit aber vor allem die Auswirkungen dieses Vorfalls beschäftigen: Heißt dies doch, dass nun praktisch alle Geheimnisse des neuen Smartphones bekannt sind. So sind nicht nur zahlreiche neue Fotos des Geräts im Umlauf, es wurden auch bisher nur vermutete Features bestätigt. So zeigt ein Video etwa, dass das Pixel 3 XL tatsächlich drahtloses Laden unterstützt. Google hatte dieses Feature bei seiner Nexus-Reihe schon recht früh implementiert, dann aber in folgenden Generation wieder gestrichen.

Nicht vollständig klar bleibt dabei, was das für die Wahl des Gehäusematerials bedeutet. Eine Metallrückseite – wie noch beim Pixel 2 – ist bei drahtlosem Laden jedenfalls ausgeschlossen. Ein russischer Blogger meint nun, dass das Pixel 3 XL irgendeine Art von Kunststoff verwendet, möglich wäre aber auch, dass es sich dabei nur um eine aufgetragene Schicht handelt, und darunter ein anderes Material zum Einsatz kommt.

Foto-Samples

Zudem gibt es auch bereits die ersten mit dem Pixel 3 XL geschossenen Fotos, die wieder auf eine exzellente Kamera verweisen. So fällt vor allem das im Vergleich zum Pixel 2 deutlich reduzierte Rauschen bei großflächigen Farbverläufen auf, während gewohnte Stärken wie der sehr hohe Dynamikbereich beibehalten werden. Google erreicht all dies übrigens weiter mit einer einzelnen Kamera auf der Rückseite, auf Mehr-Kamera-Setups wie andere Hersteller verzichtet man.

Ein Testfoto mit dem Pixel 3 XL.
Foto: Rozetked

Einschränkend gilt es festzuhalten, dass all diese Bilder noch mit Pre-Release-Software erstellt wurden. So berichten die Blogger etwa noch von Problemen mit der Frontkamera sowie mit dem Porträtmodus. Parallel dazu gestaltet Google seine Kamera-App grundlegend um, wie Screenshots zeigen. Neben Interface-Änderungen, um die wachsende Zahl an Features übersichtlicher zu präsentieren, soll es aber auch funktionelle Erweiterungen geben – etwa für das Retouching bei Gesichtsfotos. Zudem wird künftig das H.265-Codec für Videos unterstützt, was die Speichergröße entsprechender Dateien deutlich reduzieren soll.

Die neue Kamera-App von Google.
Foto: Mobile Review

Kopfhörer und mehr

Weitere Details gibt es auch zu jenen USB-C-Kopfhörern, die schon in früheren Leaks als Bestandteil der Ausrüstung des Pixel 3 XL zu sehen waren. Ähnlich wie die Pixel Buds sollen diese mit direkter Google Assistant-Integration aufwarten können.

Ansonsten wird vieles bestätigt, was ohnehin schon aus früheren Leaks bekannt ist. Allen voran der hohe Display-Ausschnitt an der Vorderseite, der zwei Kameras beherbergt. Es ist davon auszugehen, dass das für irgendeine Form von Gesichtserkennung verwendet wird, in den aktuellen Software-Builds auf den Geräten ist diese aber noch nicht integriert.

Pixel 3?

Die Art wie diese Leaks an die Öffentlichkeit gelangt sind, erklärt auch, warum es bisher vergleichsweise wenige Informationen zum kleineren Pixel 3 gibt. Es wurden offenbar bisher einfach keine der betreffenden Geräte gestohlen. Frühere Berichte sprachen aber von einem Gerät, das im Design eher an eine geschrumpfte Variante des Pixel 2 XL erinnert, also ohne "Notch" auskommt, dafür aber auch einen etwas größeren Rahmen um das Display aufweist. (Andreas Proschofsky, 23.8.2018)