Facebook hat bei seiner groß angelegten Überprüfung von Apps im Nachgang des Datenskandals um Cambridge Analytica bisher mehr als 400 verdächtige Anwendungen entdeckt. Sie seien vorläufig suspendiert worden und werden nun tiefgreifender überprüft, schrieb der zuständige Facebook-Manager Ime Archibong in einem Blogeintrag in der Nacht zum Donnerstag.

Die im Zuge des Skandals um Cambridge Analytica bekannt gewordene Umfrage-App myPersonality sei von der Facebook-Plattform verbannt worden, hieß es weiter. Die Entwickler hätten eine Überprüfung durch das Online-Netzwerk nicht zugestimmt, und es sei klar, dass sie Daten mit Forschern und Unternehmen bei nur eingeschränkten Schutzvorkehrungen geteilt hätten. Rund vier Millionen Nutzer, die ihre Daten myPersonality gegeben hätten, sollen nun informiert werden.

2012 eingestellt

Die App war bereits 2012 eingestellt worden. Zu ihren Entwicklern gehört Michal Konsinski, auf dessen Persönlichkeits-Forschung sich später auch Cambridge Analytica stützte. Die Macher von myPersonality hatten betont, dass Daten von Nutzern nur mit deren Zustimmung für Forschungszwecke verwendet worden seien. Sie seien auch nie mit Cambridge Analytica geteilt worden.

Datenskandal

Die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica, die unter anderem für das Wahlkampfteam von Donald Trump im Einsatz war, hatte Facebook in den bisher schwersten Datenskandal gestürzt. Sie hatte von einem Cambridge-Professor Daten von Millionen Facebook-Nutzern erhalten, die er über seine Umfragen-App gesammelt hatte. Dabei hatten nur einige hunderttausend Nutzer an der Umfrage teilgenommen. Die restlichen Informationen stammten von Facebook-Freunden der Umfrageteilnehmer, zu deren persönlichen Daten die App nach damaliger Funktionsweise des Online-Netzwerks auch Zugang hatte.

Widerrechtliche Weitergabe

Facebook erklärt, der Forscher habe die Daten widerrechtlich an Cambridge Analytica weitergegeben. Das Online-Netzwerk geriet aber selbst unter massive Kritik, weil es seit 2015 davon wusste und die bis zu 87 Millionen betroffenen Nutzer nicht informiert hatte. (APA, 23.8.2018)