Jahrtausende lang hat dieser Anblick Menschen inspiriert, was sich in den unterschiedlichen Bezeichnungen der Milchstraße widerspiegelt: Der deutsche Name und seine Entsprechungen in verschiedenen europäischen Sprachen gehen auf die griechische Mythologie zurück. Auf Schwedisch ist sie die "Winterstraße", aus der man glaubte, das Wetter vorherzusagen zu können, auf Sanskrit der "Götterweg", bei den San das "Rückgrat der Nacht". Heute bleibt dieser Anblick einem Drittel der Menschheit verborgen.
Foto: Daniel Lopez/IAC

Wien – Auf dem derzeit in Wien stattfindenden Weltkongress der Internationalen Astronomischen Union (IAU) ist naturgemäß auch das ein Thema, was Astronomen – nicht zuletzt Hobby-Sternguckern ohne schweres Gerät – das Leben verleidet: vom Menschen verursachte Lichtverschmutzung. 80 Prozent der Menschen haben heute einen lichtverschmutzten Himmel über sich, ein Drittel kann die Milchstraße nicht sehen, berichteten zwei Expertinnen auf der Tagung.

Constance Walker vom Nationalen Optischen Astronomischen Observatorium in Tucson, Arizona und Margarita Metaxa vom Nationalen Observatorium Athen widmeten sich dem Kunstlicht, das die Umwelt in der Nacht unnötig aufhellt und nicht nur den Blick auf die Sterne verstellt, sondern eine ganze Reihe unerwünschter Effekte hervorruft.

"Wir verlieren die Nacht"

So stört es etwa den biologischen Tag-Nacht-Rhythmus bei Mensch und Tier. Die modernen LEDs verstärken durch ihr Farbspektrum das Problem zusätzlich im Vergleich zu herkömmlichen Lampen. Ihr hoher Blaulicht-Anteil hindert zum Beispiel bei Menschen die Bildung des Ruhehormons Melatonin, was den Tag-Nacht Rhythmus stört und Krebserkrankungen begünstigt. Bäume können durch solches Dauerlicht sogar den jahreszeitlichen Rhythmus verlieren und ihre Blätter verfärben sich im Herbst nicht mehr, wenn sie unter einer Lampe stehen, berichtete Metaxa.

Außerdem sei es eine enorme Energieverschwendung und verschlechtert die Treibhausgasbilanz, wenn man als Straßenbeleuchtung Kugelleuchten verwendet, anstatt Fahrbahnen und Gehsteige gezielt und sparsam auszuleuchten, in Geschäften nach Ladenschluss das Licht brennen lässt und Kirchtürme oder andere Gebäude mit Fassadenstrahlern in Szene setzt.

Ein Drittel dieses Lichts geht vollkommen ungenützt in den Himmel, so Walker in ihrem Vortrag in Wien. In der Atmosphäre wird es gestreut, zurückgestrahlt und schwebt als diffuse Lichtglocke über den Städten. "Wir verlieren dadurch die Nacht", sagte sie. Licht würde viel zu übermäßig verwendet.

Lösungen wären einfach

Das Problem sei jedoch mit einfachen Mitteln in den Griff zu bekommen, erklärte die Forscherin. Mit gut abgeschirmten Lampen könnte man die nötigen Flächen mit weniger Energie und ungewollter Abstrahlung ausleuchten. Die "Internationale Dark Sky Association" empfiehlt weiters, Licht grundsätzlich nur an jenen Orten einzusetzen, wo man es wirklich braucht, energieeffiziente Lampen zu verwenden, sie nur so hell wie nötig aufzudrehen, und sie zu Zeiten auszuschalten, wo niemand etwas von einer Ausleuchtung hat.

Dies sei alles leicht umzusetzen und klinge selbstverständlich, werde aber viel zu selten umgesetzt, sagte Walker. Die Praxis zeige aber, dass es funktioniert: In ihrer Heimatstadt Tucson habe man in den vergangenen Jahren mit solchen Methoden die Lichtemissionen um mehr als ein Drittel verringern können. (APA, red, 24. 8. 2018)