Einer steht Schmiere, damit der Rest der Gruppe in Sicherheit ist.
Foto: APA/AFP/dpa/OLIVER BERG

Zürich – Sie sind zwar selbst Raubtiere, haben aber mit 700 Gramm Gewicht und kaum 30 Zentimeter Körperlänge ihrerseits jede Menge Feinde, von Adlern bis zu Schakalen. Wenn sich Erdmännchen daher zur Nahrungssuche aufmachen, ein Nickerchen halten oder anderen Dingen nachgehen, hält immer zumindest eines der Gruppenmitglieder hochaufgerichtet Wache.

Der Wächter gibt regelmäßig Laute von sich, quasi ein wiederholtes: "Alles in Ordnung." Dennoch schauen sich die übrigen Gruppenmitglieder ab und zu auch selbst um, ob sich ein Feind nähert. Wie häufig sie das tun, hängt vom Wächter ab: Zwei Forscherinnen der Universität Zürich berichten nun nämlich, dass es für das Sicherheitsgefühl der Gruppe durchaus einen Unterschied macht, wer gerade Wache schiebt.

Der Versuch

Ramona Rauber und Marta Manser von der Uni Zürich zeichneten im Rahmen des "Kalahari Meerkat Project" die Laute verschiedener Wachtposten aus neun Erdmännchen-Gruppen in der südlichen Kalahari-Wüste auf und spielten sie den Tieren fünf Minuten lang vor. Dabei beobachteten sie das Verhalten der Nahrungssuchenden, insbesondere wie oft sie sich vergewisserten, dass wirklich keine Gefahr droht.

Hierarchie, Alter oder Geschlecht des Aufpassers schienen keinen Einfluss auf das Verhalten der Tiere zu haben. Zwei Faktoren beeinflussten die Wachsamkeit der Gruppe aber eindeutig: Zum einen vertrauten die Tiere Geschwistern aus dem gleichen Wurf stärker als entfernteren Verwandten. Dies könnte daran liegen, dass sie mit diesen mehr Zeit verbracht haben und sich daher sozial näher stehen, vermuten Rauber und Manser.

Erfahrung bevorzugt

Der andere Faktor war die Erfahrung der Wächter: Die Erdmännchen schauten sich deutlich seltener um, wenn sie Laute eines erfahrenen Wachtpostens hörten. Da die Gruppen schon länger unter Beobachtung standen, konnten die Forscherinnen die Rollen der einzelnen Gruppenmitglieder gut einschätzen und jedem Tier seine Erfahrung als Wachtposten, aber auch seinen sozialen Status, Alter und Geschlecht zuordnen.

Es müsse also einen Mechanismus geben, wie die Tiere nachverfolgen, wie oft ein Artgenosse Wache hält, schreiben die Forscherinnen im Fachartikel, der in "Scientific Reports" erscheint. Möglich sei, dass sie die individuellen Laute mit der Häufigkeit verknüpfen, wie oft ein Tier den Wachtposten spielt. (red, APA, 24. 8. 2018)