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Das passende Merchandising ist selbstverständlich auch schon auf den Straßen Dublins in Stellung gebracht.

Foto: AP / Brian Lawless

Vor dem ersten Besuch eines Papstes im katholischen Irland seit 1979 am kommenden Wochenende bereiten sich nicht nur dessen frenetische Anhänger auf den kirchlichen Beistand vor, auch die Kritiker der Kirche positionieren sich rechtzeitig. Knapp eine Million Menschen kam Ende der 1970er-Jahre zu einem Massengottesdienst von Papst Johannes Paul II., und auch dieses Mal werden wieder hunderttausende Kirchengeher erwartet, wenn Papst Franziskus die Irische Republik besucht. Immerhin gaben in der Volkszählung von 2016 78 Prozent der Iren an, katholisch zu sein.

Um die Menschenmassen zu kontrollieren, entschied man sich, über eine Online-Ticketvergabe 500.000 Tickets für die große Messe im Dubliner Phoenix Park sowie zusätzliche 45.000 Tickets für den Papstbesuch beim Marienschrein in Knock gratis zur Verfügung zu stellen. Als die Tickets verfügbar waren, formierte sich unter dem Namen "Say Nope to the Pope" aber umgehend eine Gruppe von Aktivisten, die durch den "Aufkauf" von Kontingenten ihren "stillen und friedvollen Protest" zum Ausdruck bringen will.

Ernster Hintergrund

"Als irische Staatsbürger sind wir alle zu Tickets für den Massengottesdienst berechtigt. Der Steuerzahler zahlt für diesen Besuch unabhängig vom jeweiligen Glauben", sagte Michael Stewart, ein Mitorganisator des Protests. Die Protestierenden wollen aber keinen aktiven Protest während der Messe betreiben, sondern dem Spektakel generell fernbleiben.

Grund für die zunehmende Kritik an der Kirche sind die zahlreichen Missbrauchsvorwürfe und -fälle der letzten Jahrzehnte, aber auch die zahlreichen Fälle von erzwungener Adoption unehelicher Kinder im konservativen Irland.

Der irische Premierminister Leo Varadkar kritisierte den Protest, als bekannt wurde, dass manche Personen nicht nur für sich selbst Karten beantragten, sondern gleich mehrere Hundert Tickets unter falschem Namen (sehr beliebt war scheinbar "Jesus Christus") und mit verschiedenen E-Mail-Adressen "aufkauften". Eine Person soll 1.312 Tickets "erstanden" haben. Es wäre "gemein", anderen, die tatsächlich hingehen wollen, damit einen Platz zu verwehren, sagte Irlands Premier. Ein Sprecher von "Say Nope to the Pope" stellte klar, dass sie nur dazu aufrufen, ein einzelnes Ticket für eine Person zu beantragen.

Riesenbeichtstuhl

Irland hat sich seit dem letzten Papstbesuch gesellschaftlich stark verändert. Die gleichgeschlechtliche Ehe ist seit 2015 legal, und auch das umstrittene Abtreibungsverbot im achten Verfassungszusatz wurde heuer nach einem harten Kampf gekippt.

Tatsächlich gehen auch immer weniger Menschen zur Beichte in die Kirche. Nur noch rund 20 Prozent würden diese mindestens einmal monatlich ablegen. Der für seine publikumswirksamen Aktionen bekannte Sportwettenanbieter "Paddy Power" nahm dies zum Anlass, einen 26 mal 13 mal zwölf Meter hohen "Drive-through"-Beichtstuhl in der Nähe des Phoenix Park zu installieren.

Unter dem Motto "Büße Dekaden voller Sünde in wenigen Sekunden" warb der Wettanbieter mit der Absolution, "bevor der große Mann ankommt". Ein Besuch des Pontifex im Beichtstuhl werde nicht unmittelbar erwartet, er sei aber jedenfalls herzlich willkommen, sagte ein Sprecher der Zeitung "The Sun": Wenn die katholische Hierarchie sich auch etwas von der Brust reden möchte, sind sie mehr als willkommen, eine Runde durch unseren Mega-Drive-through-Beichtstuhl zu drehen, solange sie da sind. (Fabian Sommavilla, 23.8.2018)