Freeport – Seitdem Hurrikan Matthew 2016 über dem Karibischen Meer gewütet hatte, war der Sitta pusilla insularis auf den Bahamas nicht mehr gesehen worden. Schon davor war es um die Unterart des Braunkopfkleibers äußerst schlecht bestellt: Er galt als extrem gefährdet. Biologen fürchteten daher, dieser Singvogel sei bereits ausgestorben.

Sitta pusilla insularis, der Bahama-Braunkopfkleiber.
Foto: Matthew Gardner/University of East Anglia

Nun stießen Forscher im Zuge einer Expedition auf Grand Bahama auf zumindest zwei lebende Exemplare des kleinen Singvogels. "Unsere Kollegen haben in 34.000 Hektar Kiefernwald an 464 Messpunkten nach dem Vogel gesucht und Aufzeichnung seiner Rufe abgespielt, um ihn anzulocken", sagte Diana Bell von der University in East Anglia. Zunächst ohne Erfolg.

Sechs Sichtungen

Nach fast sechs Wochen hörten die Ornithologen zum ersten Mal den unverwechselbaren Voglruf, bald folgte die erste Sitta pusilla insularis-Sichtung seit mehr als zwei Jahren. Im Lauf der folgenden Monate gelangen es insgesamt sechs Mal, einen dieser seltenen Vögel zu erblicken – allerdings fast immer nur ein einzelnes Exemplar. Lediglich einmal sahen die Forscher zwei Bahama-Braunkopfkleiber gleichzeitig. Wie viele dieser Tiere also tatsächlich noch leben, ist unklar.

Aufnahmen von Sitta pusilla insularis auf Grand Bahama.
University of East Anglia

"Wir kennen auch das Geschlecht der beiden gesichteten Vögel nicht", sagte der Student Matthew Gardner, der maßgeblich an der Suche beteiligt war. Der Fortbestand der Unterart sei also äußerst fraglich: Die Zerstörung der Lebensräume durch Feuer, Hurrikans und wachsende touristische Infrastruktur sowie invasive Arten würden den Vögeln schwer zu schaffen machen.

Dramatischer Schwund

Die Population sei von 1.800 dokumentierten Tieren im Jahr 2004 auf nur noch 23 im Jahr 2007 geschrumpft. Die Freude, dass der Sitta pusilla insularis noch nicht ganz verschwunden ist, sei sehr getrübt, sagte Bell: "Leider glauben wir, dass die Chancen auf eine Rettung dieser Vögel sehr, sehr gering sind." (dare, 23.8.2018)