Zum Glück ist der Sommerfestivalwahnsinn zu Ende. Statt der Iron-Man-Prüfung Frequency-Nova-Wacken locken wieder Einzelkonzerte. Dem Modewort Entschleunigung entsprechend musizieren Cigarettes After Sex. Die US-Band mit dem in MeToo-Zeiten existenzgefährdenden Namen tritt kommenden Montag in Dornbirn auf, im Conrad Sohm.

Bloß keine Wellen: Cigarettes After Sex spielen in Dornbirn.
Foto: Partisan Records

Cigarettes After Sex kommen aus Texas, aus El Paso. Das ist nicht gerade eine Perle der Prärie, sondern eher ein Durchhaus mit Dreckslochmerkmalen. Drüben, über der Grenze zu Mexiko, liegt Juárez; sie gilt als gefährlichste Stadt der Welt.

Cigarettes After Sex spielen Musik, die hinter verschlossen Türen beglückt. Dream-Pop nennt man das Fach oder Shoegazer – also musikalischen Nabelschauen, die selten aus dem Ruhepulsbereich ausbrechen. Nach zehnjährigem Bestehen ist im Vorjahr das Debütalbum der Band um Greg Gonzalez erschienen. Seither hagelt es Zustimmung für die Zeitlupen- und Atmosphärerocker. Freunde der Filme von David Lynch frohlocken, Musikauskenner denken an Großtaten früherer Bands wie Swell oder Souled American, Vergleiche mit Mazzy Star liegen dem Kopfpolster.

Cigarettes After Sex live im September 2017 im KEXP Studio.
KEXP

Rock ’n’ Roll muss nicht immer aufregend sein. Er darf hin und wieder auch chillen, sich in der Untergatti aufs Sofa hauen, eine durchziehen. Die Welt draußen mag schnell und laut sein, die Musik dieses Vierers hält schlapp dagegen. Das besitzt den Charme der Aussichtslosigkeit, Lidschwere gibt’s gratis dazu.

Live passiert nicht viel mehr als auf Platte, aber genau so muss es sein. Zu viel Aufregung ist ohnehin nicht gesund. (flu, 24.8.2018)