Auch wenn heute nur noch wenige junge verblendete Menschen im Namen eines entgleisten Islam aus Europa in die Kriege im Nahen Osten ziehen, ist die Sache noch lange nicht vorbei. Die jihadistischen Propagandamaschinerien sind weitgehend intakt und versuchen, potenzielle Anhänger weltweit anzusprechen.

17 Jahre nach den Anschlägen in New York und Washington organisiert sich Al-Kaida neu und scheint den Sohn von Osama bin Laden, Hamza, als neuen Führer aufbauen zu wollen. Und ob es sich nun wirklich um Abu Bakr al-Baghdadi handelt, der auf einer neuen Aufnahme im Namen des "Islamischen Staats" zu hören ist, oder nicht, die Botschaft ist klar: Der "Staat" ist zwar für den Moment verloren, die Idee des IS-"Kalifats" lebt.

Die Episode in Paris, wo sich der IS zu einem Verbrechen bekennt, dessen Gründe eher im familiären Umfeld zu suchen sind, sorgt nur für kurze Erleichterung: Vielleicht hat sich der IS ja diesmal "geirrt", aber er rechnet mit neuen Taten seiner Anhänger. Baghdadi war, anders als Osama bin Laden, nie die Ikone seiner Bewegung. Dennoch zeigt seine jetzige "Wiederbelebung", dass sich der IS von ihm eine neue Mobilisierungskraft erwartet. Nach dem Verlust seiner Territorien schien der Konkurrenzkampf zwischen den beiden großen jihadistischen Organisationen zugunsten von Al-Kaida auszugehen. Es dürften jedoch beide überleben – und das sind keine guten Nachrichten. (Gudrun Harrer, 24.8.2018)