Es war ein Machtwort, das Bundeskanzler Sebastian Kurz am Mittwoch sprach. Er erteilte seinem Tiroler JVP-Intimus, dem Nationalratsabgeordneten Dominik Schrott, die Absolution in der Affäre um ein offenbar manipuliertes Gewinnspiel auf dessen Facebook-Seite.

Dass kaum 24 Stunden nach Bekanntwerden des Provinzskandals bereits die Schuldfrage beantwortet wurde, wirft kein gutes Bild auf den von der türkisen ÖVP ausgerufenen neuen Stil. Denn alles, was man zu diesem Zeitpunkt wusste, deutete darauf hin, dass Schrott einen plumpen Fehler begangen hatte und die Verantwortung dafür reflexartig abzuschieben versuchte. Das gefiel vielen Tiroler Schwarzen gar nicht, wie erste Reaktionen zeigten. Aber zunächst akzeptierten sie das Urteil aus Wien.

Doch in der Tiroler Volkspartei gilt Schrott nicht erst seit dieser Woche als umstritten. Im Vorzugsstimmenwahlkampf 2017 hat er nur dank einer teuren Materialschlacht triumphiert. Das nahmen ihm viele Parteikollegen übel, behielten ihren Ärger aber zunächst für sich.

Doch die Taktik von Kurz, die eigenen Leute im Wahlkampf gegeneinander antreten zu lassen, hinterließ tiefe Gräben in der Partei, die nun aufreißen. Die Rückendeckung für Schrott aus Wien stößt in Tirol auf wenig Verständnis. Nun wird offen über die ungeklärte Finanzierung von Schrotts Wahlkampf geredet. Und diese Debatte wird ein neuerliches Kurz-Machtwort nicht beenden können. (Steffen Arora, 24.8.2018)