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Wegen zahlreicher Flüchtlinge aus Venezuela verstärkt Peru seine Grenzkontrollen.

Foto: AP / Dolores Ochoa

Caracas/Lima – Die Krise um Flüchtlinge aus Venezuela spitzt sich in Lateinamerika dramatisch zu. Wenige Tage vor der von Peru geplanten Verschärfung der Grenzkontrollen hat das lateinamerikanische Land einen weiteren Ansturm venezolanischer Flüchtlinge erlebt. In Tumbes auf der peruanischen Seite der Grenze zu Ecuador standen die Menschen Schlange an den Kontrollen, um ihre Pässe vorzulegen. Viele von ihnen hatten Fußmärsche von hunderten Kilometern hinter sich.

Die ecuadorianische Regierung hat derweil – gegenläufig zur Ankündigung Perus – die Öffnung eines humanitären Korridors für Flüchtlinge aus dem Krisenland Venezuela angekündigt. Flüchtende aus Venezuela sollen mit Bussen durch das südamerikanische Land zur Grenze mit Peru gebracht werden, hieß es am Donnerstag in Quito. Offenkundig will Ecuador so verhindern, dass die Schutzsuchenden im eigenen Land bleiben.

Warnung vor Krise

Schon zuvor hatte es in Brasilien Unruhen in Zusammenhang mit venezolanischen Flüchtlingen gegeben. Dort hatte die Regierung mehr als hundert zusätzliche Einheiten an die Grenze beordert, nachdem im Bundesstaat Roraima Bürger ein Flüchtligslager gestürmt und zerstört hatten. Sie waren trotz unklarer Beweislage davon ausgegangen, dass Migranten für einen Überfall auf ein Geschäft verantwortlich gewesen seien.

Selbst das ferne Spanien wird zunehmend zum Ziel von Venezolanern. 40 Prozent der dort gestellten Asylanträge kamen in diesem Jahr von Venezolanern, sagte die Sprecherin des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Madrid, Maria Jesus Vega. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) warnter vor einer weiteren Verschärfung der Krise. IOM-Sprecher Joel Millman verwies auf jüngste fremdenfeindliche Gewalt gegen Venezolaner in Brasilien. "Das sind Frühwarnzeichen, dass eine schwierige Situation sich sehr schnell in eine richtige Krise auswachsen kann. Wir müssen uns auf so eine Entwicklung vorbereiten."

Gipfel gpelant

In Peru versorgten Kirchengemeinden die hungrigen und durstigen Wartenden mit Lebensmitteln und Getränken.

Peru will nach dem Beispiel Ecuadors ab Samstag nur noch venezolanische Migranten im Besitz eines Reisepasses ins Land lassen. Nur etwa die Hälfte der in Richtung Süden aus dem Krisenland Venezuela fliehenden Menschen besitzt jedoch Pässe, die anderen haben nur Personalausweise.

Nach Peru kamen zuletzt pro Tag rund 2.500 Venezolaner, in Spitzenzeiten mehr als 5.000. Nach Angaben des Flüchtlingsbeauftragten der Regierung, Eduardo Sevilla, sind bereits 400.000 Venezolaner im Land. Es sei absehbar, dass im November die Schwelle von einer halben Million erreicht werde, sagte Sevilla am Donnerstag. Weil mittlerweile alle Nachbarn von der Krise in Venezuela direkt betroffen sind, soll am 17. bis 18. September soll in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito ein Gipfel zur Flüchtlingsproblematik auf dem Kontinent stattfinden.

Grenzen bleiben offen

Perus Innenminister Mauro Medina sagte, es sei nicht geplant, die Grenzen völlig dicht zu machen. Peru verbessere seine Grenzkontrollen lediglich, um "Ordnung und Sicherheit" zu gewährleisten. Etwa 80 Prozent der ankommenden Flüchtlinge aus Venezuela seien ohnehin im Besitz von Reisepässen, sagte der Minister.

Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise. Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu schaffen. Am Montag war die venezolanische Währung auf einen Schlag um 96 Prozent abgewertet worden. Nach UN-Schätzungen flohen bereits 2,3 Millionen Venezolaner ins Ausland. (red, APA, 24.8.2018)