"Wir haben es mit einer Art zu tun, die auf eine lange Erfolgsgeschichte als Eroberer fremder Ökosysteme zurückblicken kann", sagt die Forscherin Cornelia Jaspers über die Qualle Blackfordia virginica.
Foto: Cornelia Jaspers/GEOMAR

Kiel – Ursprünglich dürfte die Qualle Blackfordia virginica aus dem Schwarzen Meer stammen. Dort ist sie allerdings nicht zum ersten Mal beschrieben worden: Ihren Namen erhielt die Spezies Anfang des 20. Jahrhunderts, nachdem sie in den Gewässern vor dem US-Bundesstaat Virginia entdeckt worden war. Schon vor über einem Jahrhundert hat die Bioinvasorin also den Atlantik überquert – vermutlich mit Schiffen als Transportmittel.

Seitdem ist die ausgewachsen gut einen Zentimeter große Qualle ganz schön herumgekommen: Man hat die Tiere schon vor den Küsten Indiens, Südamerikas und Südafrikas gefunden. In den 1970er Jahren tauchte sie in Brackwassergebieten Nord-Frankreichs und in den 80ern vor Portugal auf. Und nun ist sie im Nord-Ostsee-Kanal angekommen, wie das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung berichtet. Eine Ausbreitung der Qualle in die Ostsee gilt als wahrscheinlich.

Das Leben findet immer einen Weg

Wie die Quallen die neue Region erreicht haben, in der sie sich auch bereits aktiv vermehren, ist unklar. Normalerweise dürften kleine Quallen im Ballastwasser von Schiffen mitgeschleppt werden. Da dieses im Nord-Ostsee-Kanal allerdings nicht abgepumpt werden darf, hat das Leben offenbar wieder einmal einen anderen Weg gefunden: "Deshalb sind die Quallen wohl über Quallenpolypen an Schiffsrümpfen, die Jungquallen, sogenannte Ephyren, ins Wasser abgegeben haben, hier angekommen", sagt die Ozeanographin Cornelia Jaspers.

Welche Folgen das für die Ostsee haben könnte, ist laut den Forschern noch unklar. Aus anderen Regionen ist bekannt, dass Blackfordia virginica eine erhebliche Konkurrenz zu anderen Planktonfressern darstellt. Außerdem kann sie den Nachwuchs von Fischarten beeinträchtigen, weil sie deren Larven frisst. Das könnte letztendlich auch wirtschaftliche Folgen haben. (red, 27. 8. 2018)