Die Kommissare Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) ermitteln in einer Kloßmanufaktur.

Foto: ORF/ARD/Anke Neugebauer

Zuerst werden die Kartoffeln gewaschen, sortiert, gerieben, bei minus 195 Grad schockgefroren, in Form gebracht: Der Beginn des neuen Tatort aus Weimar (Die robuste Roswita, Sonntag, 20.15 Uhr, ORF, ARD) erinnert an die Sendung mit der Maus, penibel wird gezeigt, wie die Thüringer Klöße zustande kommen. In einem dieser Zwischenschritte sind sie ein bröseliges Granulat. Auch der Chef des Klößeerzeugers Hassenzahn wird so pulverisiert. Die Suche nach dem Mörder gerät für das Ermittlerpaar Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christan Ulmen) zu einem Ausflug in eine absurde Märchenwelt aus Liebe, Tod, Verlust, Gier, Rache.

Hassenzahns Frau Roswita (überzeugend: Milena Dreissig) ist seit sieben Jahren verschollen, leidet an Gedächtnisverlust, wird vom Besitzer einer Autobahnraststätte im Wald gefunden, gesundgepflegt und von ihm Mogli genannt.

Just an dem Tag, als der Tod von Hassenzahn bekannt wird, erlangt sie ihre Erinnerung wieder, taucht in der Knödelfirma auf, rührt dort kräftig um und wärmt alte Geschichten auf. Und da wäre noch ein Kartoffelbauer, den Hassenzahn angeblich in den Ruin getrieben hat, und eine karrieregeile Chefin einer Supermarktkette, der die Qualität der Knollen egal ist, solange der Preis stimmt.

Gekonnt verknüpfen die Autoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger die Erzählstränge zu einem runden Film, der große Themen wie Globalisierung und Kapitalismus herunterbricht auf die kleine Thüringer Welt. Einzig der Schmäh zwischen Lessing und Dorn gerät hin und wieder allzu klamaukhaft, mehr Ruhe zwischen ihren Pingpong-Dialogen täte gut. Weil: Weimar darf nicht Münster werden. (Astrid Ebenführer, 25.8.2018)