"Les Pêcheurs de perles" von Georges Bizet bei den Salzburger Festspielen.

Foto: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

Jungfräuliche Priesterin. Zwei Verliebte, die um ihrer Männerfreundschaft willen der Liebe entsagen. Wiederbegegnung. Liebes-, Freundschafts- und Racheschwur. Todesurteil und Begnadigung: "Les Pêcheurs de perles" von Georges Bizet ist große romantische Oper vor dem Gestade Ceylons.

Dirigent Riccardo Minasi

Riccardo Minasi am Pult des Mozarteumorchesters Salzburg leitet die konzertante Aufführung im Großen Festspielhaus mit dem bilderstürmerischen Ehrgeiz eines Klangredners der ersten Stunde. Das ist auch in der großen "romantischen" Oper effektvoll, wenn etwa die Stürme toben. Das ist überhastet und unorganisch, wenn etwa der Chor feierlich gesonnener "Fischer, Fakire, Priester" in Melodienseligkeit schwelgen, mit verklärtem Blick das Meer und die Götter preisen will.

Der Chor in den "Perlenfischern"

Wie hervorragend disponiert ist der von Walter Zeh einstudierte Philharmonia-Chor Wien, ausbalanciert und homogen, strahlend die Damen, klangvoll und transparent die Herren. Der Chor hat in den "Perlenfischern" zentrale kommentierende und untermalende Funktion. Wie sehr hätte man ihm etwas mehr Muße und ein großzügigeres Zeitmaß zum Aussingen des reizvollen, teils melodienreichen, teils klangmalerischen Parts gegönnt.

Placido Domingo nimmt man alles ab

Einen Placido Domingo ficht das alles nicht an. Er betritt die Bühne und der Meeressturm sinkt ebenso nieder wie der Blutdurst empörter Fakire. Das nimmt man dem großen Gestalter ebenso ab wie die nicht zu stillenden Stürme von Eifersucht und Rachedurst in der eigenen Brust.

Sein Gegenspieler ist der grandiose Tenor Javier Camarena, der in seiner großen Romance spürbar mit der Höhe kämpfte. Die Sopranistin Aida Garifullina gab die makellose Jungfrau mit mehr Schärfe, als man von dieser jungen Stimme erwartet hätte – bei technisch makellos gesetzten Koloraturen. (klaba, 24.8.2018)