Wien – "Man könnte ja diesen Kuchen auch einfach als Schokokuchen bezeichnen, sagt Vanessa Spannbauer schmunzelnd und zeigt auf ihren Teller. Den Kuchen isst sie, aber die diskriminierende und viel diskutierte Bezeichnung "Mohr im Hemd" nimmt sie nicht in den Mund.

"Der nicht mitgedachte, traditionelle Rassismus" sei der "typische wienerische Rassismus", sagt Spanbauer, Journalistin und Protagonistin des Films Schwarz in Wien. Von Soliman bis Alaba, der am Sonntag als Heimat, fremde Heimat-Spezialausgabe um 13.30 in ORF 2 gezeigt wird. Update*: Im Schnitt schauten sich die Doku 86.000 an, der Marktanteil lag bei sieben Prozent.

Vanessa Spanbauer und sechs weitere Wienerinnen und Wiener sprechen darüber, was es bedeutet, als nichtweißer Mensch in Wien zu leben. Sie erzählen direkt in die Kamera von ihren Erfahrungen mit Rassismus.

Vanessa Spanbauer ist Chefredakteurin des "Fresh Magazin".
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Der Film kommt bis auf eine Ausnahme ohne Kommentare aus. Das ist eine Besonderheit – und eine Notwendigkeit.

Betroffene von Diskriminierung und Minderheiten kommen in den Medien selten als handelnde Personen vor. Man redet in der Regel über sie, selten mit ihnen. Und noch seltener passiert es, dass sie selbstbestimmt und ungefiltert von ihren Erfahrungen erzählen können, wie in dieser Doku.

Unschönes aus Wien

Teddy Podgorski junior hat für das Landesstudio Wien des ORF einen Film gemacht, über den schon vor der Ausstrahlung viel geredet wurde. Ursprünglich hätte Schwarz in Wien als Österreich-Bild im Vorabendprogramm gezeigt werden sollen. Doch dieses Format soll, laut Eigenbeschreibung, "die schönen Seiten unserer Heimat zeigen", und da passte dieser Film nicht hinein.

Sissi Kamper, kaufmännische Angestellte und Enkeltochter eines Besatzungssoldaten, erzählt von ihrer Kindheit im Wiener Gemeindebau. "Ich sag's ganz ehrlich: Unsere Fahrräder wurden mit Scheiße beschmiert, die Eingangstüre wurde mit dementsprechenden Sprüchen beschmiert."

Persy-Lowis Bulayumi und Sade Stöger sind Jugendgruppenbetreuer in Wien.
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Nicht immer ist der Rassismus so brutal und die Diskriminierung so offensichtlich. Tori Reichel, Journalist bei Vice, landete ohne sein Wissen als Testimonial auf der Homepage der Universität Wien. In einem offenen Brief erklärte Reichel der Uni, dass er "nicht besonders international" und der oberösterreichische Akzent "das Exotischste" an ihm sei.

In Wien wird es einem Menschen mit dunkler Hautfarbe nicht leichtgemacht, "sich zugehörig zu fühlen", sagen alle Protagonisten der Doku. Es gab Zeiten, in denen sie und ihre Familien "weniger angegriffen" wurden, erzählt Sissi Kamper, aber "wenn ich ehrlich bin, hat sich nichts geändert". (os, 25.8.2018, Update: 27.8.2018)