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Sowohl die Anbieter als auch die Pensionisten wollen die zweiten Säule reformieren – allerdings auf unterschiedlichen Wegen.

Foto: REUTERS/Kevin Coombs

Wien – Sowohl die heimischen Pensionskassen als auch die Pensionisten hoffen auf eine baldige Reform der zweiten Säule. Ein gemeinsamer Nenner der Forderungen und Vorschläge beider Seiten ist dabei allerdings kaum zu erkennen – zu weit liegen die Interessen offenbar auseinander. Wahrscheinlich wird es nach Einschätzung der Anbieter im nächsten Jahr zu einer Reform kommen. "Es ist erfreulich, dass die Regierung klar signalisiert hat, dass sie zum Ausbau der zweiten Säule steht", sagt Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbands der Pensionskassen.

Konkret will er sich etwa für die Umsetzung eines Prämienmodells für Geringverdiener einsetzen, um das die altbekannte Forderung nach einer steuerlichen Absetzbarkeit von Arbeitnehmerbeiträgen ergänzt wurde. Da die Absetzbarkeit für Personen mit geringen Einkommen nicht greift, schlägt Zakostelsky für diese Prämien analog zur staatlich geförderten Zukunftsvorsorge vor, wo Einzahlungen bis zu 2825,60 Euro mit 4,25 Prozent bezuschusst werden.

Rucksack für die Pension

Zudem spricht sich Zakostelsky zum Pensionsantritt auch für einen möglichen Wechsel aus einer Vorsorgekasse in die betriebliche Altersvorsorge aus. Dabei soll das im Zuge der "Abfertigung neu" angesparte Guthaben steuerfrei in eine Pensionskasse transferiert und in eine lebenslange Rente umgewandelt werden können. Um die Akzeptanz der sogenannten Erfolgspension zu erhöhen, bei der die variablen Beiträge an betriebliche Kennzahlen geknüpft sind, schlägt der Pensionskassen-Obmann eine Herabsetzung der Grundverpflichtung von derzeit zwei auf ein Prozent des laufenden Entgelts vor.

Nicht gut verlaufen ist heuer die Veranlagung der Pensionskassen, zur Jahreshälfte steht ein 1,2-prozentiges Minus zu Buche. Allerdings verweist Zakostelsky auf das langfristige Ergebnis der vergangenen 27 Jahre, das im Mittel bei plus 5,55 Prozent liegt – was Josef Kronemann, Obmann des Schutzverbands der Pensionskassenberechtigten (Pekabe), als verzerrend ansieht. Seine Kritik: Während der guten Ertragsjahre bis zur Finanzkrise sei der Kapitalstock noch eher gering gewesen, danach seien bei deutlich höherem Anlagevolumen die Renditen eingeknickt. "Nicht grundsätzlich falsch, aber falsch gewichtet", sagt Kronemann über die Berechnungen des Fachverbands.

Begünstigte tragen Risiko

Wichtigster Kritikpunkt der Pekabe: "Das Veranlagungsrisiko geht allein auf unsere Kosten." Im Gegensatz zu anderen europäischen Pensionskassensystemen gebe es in Österreich keine Gewährleistung für die Veranlagung. "Wir haben aus Sicht der Betroffenen das schlechteste System in Europa", sagt Kronemann. Dass die Pensionskassen für Verlustjahre nur die halben Kosten verrechnen dürfen, ist für ihn höchstens "moralisch ein Schritt in die richtige Richtung". Als Kompromiss fordert er zumindest für Neuverträge eine Art Garantie oder Mindestzins, für das die Anbieter bei Unterschreiten mit eigenem Geldern einstehen müssen. Dazu würden diese Kapitalaufstockungen durch ihre Eigentümer, zumeist Banken und Versicherungen, benötigen. "Ohne Verantwortung der Aktionäre wird's nicht gehen", betont Kronemann.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Transparenz – was für Zakostelsky, der heimische Pensionskassen als "Europameister in Sachen Transparenz bezeichnet, "unverständlich" ist: "Ich kann mir nicht vorstellen, was noch transparenter sein könnte." Pekabe-Obmann Kronemann schon, etwa mehr Details zu den Veranlagungsergebnissen oder den Kosten, etwa für externe Fondsmanager. Jedoch räumt auch er ein, dass es in den vergangenen Jahren zu Verbesserungen gekommen sei. (Alexander Hahn, 25.8.2018)