Klaus-Michael Kühne ist Logistiker – und jetzt auch Festspiel-Mäzen.

Foto: imago/Oliver Ruhnke

Der heute 81-jährige Logistik-Tycoon bittet Gäste gerne in sein neues Luxushotel The Fontenay an der Hamburger Außenalster. Die von ihm geförderte neue Elbphilharmonie liegt nicht weit entfernt.

Als Klaus-Michael Kühne 26 Lenze zählte, wurde er Gesellschafter und Teilhaber der Spedition Kühne+Nagel. Das Praxisfeld des jungen Logistikers entsprach 1963 dem einer Thomas-Mann-Figur: Er hatte sich in Reedereien und bei befreundeten Transportunternehmern umgetan. Kühne schien endgültig reif, in die Fußstapfen seiner Altvorderen zu treten.

1963 bestritt übrigens auch die deutsche Bundesliga ihre erste Saison. Der Fußballklub HSV, Kühnes große Liebe, galt bis heuer als "unabsteigbar". Und der Industrielle, derweil siebentreichster Deutscher mit einem Vermögen von mehr als 14 Milliarden Euro, pumpte jahrelang Mammon in den maroden Verein.

Jetzt ist der HSV dennoch abgestiegen. Bereits im Vorlauf zu dieser sportlichen Katastrophe hatte Kühne eine "nachhaltige" Reduktion seiner mäzenatischen Tätigkeit angekündigt.

Vermögen kommt vor allem Stiftungen zugute

Seit 1975 hat Kühnes Firma ihren Sitz in Schindellegi (Kanton Schwyz), das Vermögen des Kinderlosen kommt heute vor allem Stiftungen zugute. Der Vater des Umtriebigen hatte übrigens wegen der sozialliberalen Koalition Willy Brandts aus Deutschland Reißaus genommen: Die besten Zeiten für Unternehmer, meinte er, seien nun vorüber. Die Aufarbeitung der Geschichte von Kühne+Nagel hat Mitverantwortung an der Enteignungspolitik der Nazis zutage gefördert. Kühne selbst betonte, dass die Firmenarchive in Bremen und Hamburg zerstört worden seien.

Mit dem späteren Liedermacher Wolf Biermann hat Kühne zusammen die Schulbank gedrückt. Studiert hat er nie. Heute ist der Industrielle, der als Reeder Krisen überstand und als lernbegierig gilt, nicht nur für notorischen Geiz bekannt. Um Porto zu sparen, mussten Mitarbeiter früher, wenn sie ins Ausland reisten, selbst die Post mitnehmen.

So protestantisch nüchtern sich Hamburgs Tycoon gerne gibt: Kulturreihen wie das Young Singers Project waren ihm schon bisher viel Geld wert. Gemeinsam mit der Bill-&-Melinda-Gates-Stiftung wird seit dem Vorjahr auch an einer Bildungsoffensive in Afrika gearbeitet. Ab 2019 wird Kühnes Stiftung Nestlé als Hauptsponsor der Salzburger Festspiele ablösen. Und der Hamburger wird sich umso lieber am Glockengeläute der Salzachstadt erfreuen. (Ronald Pohl, 24.8.2018)