In den letzten Monaten gab es mehrere Vorfälle, die die Sexismus-Problematik der Games-Branche aufzeigten.

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Rund vier Jahre ist es her, seitdem die Gamergate-Debatte erstmals entfacht wurde. Dabei diskutierten Spieler über Games-Journalismus und den Sexismus in Videospielen. Anhänger sehen das Problem als aufgebauscht und sich als unfair kritisiert. Jahre später hat sich in der Branche nichts geändert, wie etwa die "Süddeutsche Zeitung" resümiert. Allein in den letzten Monaten zeigten mehrere bekannte Fälle die Problematik auf.

Shitstorm, weil weibliche Charaktere spielbar

So erntete das schwedische Entwicklerstudio Dice einen Shitstorm, als es ankündigte, dass die kommende Version der populären Shooter-Reihe "Battlefield" spielbare weibliche Charaktere beinhalten würde. Fans hatten das aufgrund des fehlenden Realismus angeprangert – das Unternehmen ignoriere die historische Korrektheit und buhle dafür um die Gunst von Minderheiten. Das Studio entgegnete dem, dass es in der Vergangenheit möglich gewesen sei, ein Pferd zu dritt mit einem Flammenwerfer zu galoppieren – somit ging es in dem Spiel nie um Realismus, sondern um Spielspaß.

Bekanntester Gamer spielt nicht mit Frauen

Der aktuell populärste Streamer auf der Plattform Twitch, Ninja, erklärte kürzlich, dass er sich weigert, mit Frauen zu spielen. Der Grund dafür ist, dass der 27-jährige verheiratet ist und verhindern möchte, dass Gerüchte verbreitet werden, sollte er mit einer weiblichen Streamerin spielen.

Die Entscheidung hat zwar ihre Berechtigung, nachdem gerade im Netz solche Spekulationen allgegenwärtig sein können – jedoch lebt der Streamer auf diese Weise seinem sehr jungen Publikum – nachdem "Fortnite", das Game, welches er bevorzugt spielt, viel von Minderjährigen gespielt wird – vor, nicht mit Frauen zu spielen. Ninja gilt als der momentan berühmteste Spieler und schaffe es kürzlich als erster, zehn Millionen Follower auf Twitch zu erlangen.

Streamerin zeigte extremen Sexismus auf

Die Twitch-Streamerin Annemunition zeigte im Juni breitenwirksam auf, was Frauen beim Online-Gaming ertragen müssen. So spielte sie den Shooter "Rainbow Six Siege" – und wurde, nachdem klar wurde, dass sie weiblich ist, mehrfach beleidigt. Dabei hatten die Beschimpfungen keine Grundlage, nachdem sie sich aktiv am Spielgeschehen beteiligte und auch nicht schlechter war als ihre Mitspieler.

Trotz dieser Geschehnisse machen Frauen, wenn man Smartphone-Games miteinberechnet, mittlerweile die Hälfte der gesamten Spielerschaft aus.

Historisch bedingtes Problem

Die Wissenschafterin Nina Kiel an der Technischen Hochschule Köln erklärte der Süddeutschen Zeitung dazu, dass trotzdem auf Messen wie der Gamescom Frauen öfter über die Schulter geschaut wird und weibliche Gamer auf solchen Messen entsprechend oftmals eher bei den Ständen kleinerer Indie-Spiele aufzufinden sind. Den Grund vermutet sie in der Industrie selbst – so werden Spiele seit den 80ern für junge Männer produziert. Frauen sollen in Werbungen eher als Störfaktoren dargestellt worden sein – etwa als Mutter oder Freundin, die Gamer vom Spielen abhält.

Keine klare Linie

Während zahlreiche Spielehersteller sich zwar gegen Sexismus aussprechen, haben sie ein ähnliches Problem wie soziale Netzwerke. Sie haben keine klar umgesetzten Regeln in Bezug auf Hass. Ebenfalls problematisch ist, dass viele der problematischen User ebenfalls Kunden sind und, sollten Hersteller gegen sie vorgehen, sie oft ihre Wut auf anderen Seiten verbreiten und als Mulitplikatoren wirken. (red, 25.8.2018)