Die deutsche Bundeskanzlerin setzte sich auf ihrem letzten Stop durch den Kaukasus in Aserbaidschan für mehr Gaslieferungen in die EU ein.

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Baku – Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist am Samstag in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku mit Präsident Ilham Aliyev zusammengetroffen. Merkel sagte zu Beginn des Gespräches, dass die Zusammenarbeit mit Aserbaidschan weiter vertieft werden solle.

Als weitere Gesprächsthemen nannte sie die Menschenrechtslage in dem südkaukasischen Land und den Konflikt mit dem Nachbarn Armenien über die Region Berg-Karabach. Die Region gehört eigentlich zu Aserbaidschan, wird aber von proarmenischen Kräften kontrolliert.

Merkel hat Aserbaidschan und Armenien eine deutsche Vermittlung im Streit um die Region Bergkarabach angeboten. "Deutschland möchte hier helfen, friedliche Lösungen zu finden", sagte Merkel am Samstag. Sie wisse, dass der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan die Region sehr belaste, sagte sie.

Bergkarabach ist eine Exklave mit armenischer Bevölkerung in Aserbaidschan. Beide ehemaligen Sowjetrepubliken erheben seit ihrer Unabhängigkeit darauf Anspruch, was zuletzt 2016 zu kriegerischen Auseinandersetzungen führte.

Merkel hatte bei ihrem vorangehenden Besuch in Armenien ein ähnliches Angebot gemacht. Deutschland gehört zur sogenannten Minsk-Gruppe, die unter Führung der USA, Russlands und Frankreichs seit Jahren in dem Konflikt vermittelt – allerdings bisher zumeist erfolglos.

Gasimporte steigern

Merkel und Alijew haben auch die Rolle Aserbaidschans als Gaslieferant der EU unterstrichen. "Deshalb ist die Eröffnung des südlichen Korridors eine gute Botschaft für die Energieversorgung der EU", sagte die Bundeskanzlerin. Dabei verwies sie auf die neue Gaspipeline aus dem Land über die Türkei in die EU. Dies helfe, die europäischen Bezugsquellen von Gas zu diversifizieren. "Wir können die Rohstoffzusammenarbeit verstärken."

Alijew betonte ebenfalls die Rolle seines Landes bei der Gasversorgung Europas und signalisierte die Bereitschaft zu einem weiteren Ausbau der Pipelines. Sein Land habe auch nichts dagegen, künftig turkmenisches Gas Richtung EU zu leiten.

Hintergrund der Äußerungen sind Überlegungen, auch Gas aus dem rohstoffreichen zentralasiatischen Turkmenistan für die Versorgung der EU zu nutzen. Dazu müssten die Anrainer des Kaspischen Meeres, zu denen auch Turkmenistan und Aserbaidschan gehören, allerdings ihre Zustimmung für den Bau einer entsprechenden Pipeline durch das Meer geben.

Als Problem gilt Russland, das kein Interesse an Konkurrenz für sein eigenes Gas hat. Merkel selbst hatte die Warnung vor einer zu großen Abhängigkeit von Russland als falsch zurückgewiesen.

Am Abend wird die Kanzlerin in Berlin zurückerwartet. Aserbaidschan ist die letzte Station ihrer dreitägigen Reise in den Südkaukasus. Zuvor war sie in Georgien und Armenien. (APA, 25.8.2018)