Lima/Caracas – Peru hat hunderten venezolanischen Flüchtlingen Asyl gewährt, die wegen verschärfter Einreisebestimmungen an der Grenze festsaßen. Außenminister Nestor Popolizio kündigte am Samstag in der Zeitung "El Comercio" an, auch die Vergabe von "humanitären Visa" zu prüfen, um Venezolanern ohne Reisepass die Einreise zu erleichtern.

Mit den verschärften Einreisebestimmungen will Peru seinen Angaben zufolge nicht die Zahl der einreisenden Venezolaner reduzieren, sondern lediglich die Einwanderung "besser organisieren und sicherer machen".

Asyl nur mit Pass

Peru lässt seit Samstag um Mitternacht nur noch venezolanische Flüchtlinge im Besitz eines Reisepasses ins Land. Allerdings besitzt nur etwa die Hälfte der fliehenden Venezolaner Pässe, die anderen haben nur Personalausweise. Vor Inkrafttreten der neuen Regelung hatten sich am Freitag tausende Venezolaner durch die Grenzübergänge in Perus Norden gedrängt.

"Zum Glück ist alles gut gegangen. Ich konnte einreisen und einen Asylantrag stellen", sagte die 19-jährige Alejandra Osta am Grenzübergang Tumbes im Nordwesten Perus. Am Samstagvormittag warteten dort rund hundert Venezolaner, um einen Asylantrag auszufüllen. Die Schlange der Wartenden mit Reisepass war dagegen eher kurz.

Immer mehr Menschen verlassen Venezuela, das infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise steckt. Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu schaffen.

2,3 Millionen Venezolaner auf der Flucht

Nach UN-Schätzungen sind bereits mehr als 2,3 Millionen Venezolaner wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise in ihrem Land ins Ausland geflohen. Die Länder der Region fühlen sich von der steigenden Zahl der Flüchtlinge stark belastet. Alleine Kolumbien gibt an, 870.000 Venezolanern eine befristete Aufenthaltsgenehmigung erteilt zu haben.

Peru ist wegen seiner stark wachsenden Wirtschaft für die Flüchtlinge interessant. Nach Angaben der Regierung in Lima sind insgesamt bereits 400.000 Venezolaner im Land – manche legten mit kleinen Kindern und Gepäck 2000 Kilometer zu Fuß zurück, andere kamen mit Bus oder Auto. Im Land wächst der Unmut gegen die Zugezogenen. (APA/AFP, 26.8.2018)