So schön kann es sein, schwanger zu sein. Es kann aber auch Momente geben...

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Die Redlichkeit, die Ulli von mir einfordert, gilt auch und besonders für den Straßenverkehr. An alle Regeln muss ich mich halten, sie quasi übererfüllen. Wenn ich mich nur annähernd der erlaubten Höchstgeschwindigkeit annähere, also etwa 45 km/h in der Stadt oder 120 km/h auf der Autobahn, erhebt Ulli ihre mahnende Stimme. Meist sagt sie mit vorwurfsvollem Ton: "Ich bin schwanger." Als ob ich das nicht wüsste. Wenn sie mich pädagogisch sehr ausgeklügelt einbinden will, sagt sie auch: "Wir sind schwanger."

Ziviler Ungehorsam

Gelegentlich, wenn ich sehr übermütig bin, erlaube ich mir, Ullis Zurechtweisungen mit einem leisen Schnauben meinerseits zu quittieren, was man als Form des zivilen Ungehorsams deuten könnte. Na, ich sage Ihnen, mehr brauch ich nicht. Weil, Sie ahnen es: Wir sind schwanger.

Meine Frau selbst nimmt sich im Straßenverkehr übrigens alle Freiheiten heraus. Sie schimpft im Auto wie ein burgenländischer Bauarbeiter. Und es wird immer schlimmer, je größer der Bauch wird. Sie würdigt andere Verkehrsteilnehmer aus nichtigen Anlässen auf eine Art und Weise und in einer Lautstärke herab, dass einem die Schamesröte ins Gesicht steigen könnte. Wenn sie wieder einmal das Fenster herablässt, um dem Fetzenschädel da drüben in seinem Prolokübel die Meinung kundzutun, sage ich: "Schatz, reiß dich bitte zusammen. Wir sind schwanger." (Michael Völker, 31.8.2018)