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Mesale Tolu bei einer Pressekonferenz nach ihrer Ankunft in Stuttgart.

Foto: Reuters, RALPH ORLOWSKI

Stuttgart – Die monatelang in der Türkei inhaftierte deutsche Journalistin Mesale Tolu kann die Rückkehr in die Heimat nach eigenen Worten nur bedingt genießen. Sie sei zwar wieder in Deutschland, aber Hunderte Journalisten, Oppositionelle, Anwälte und Studenten seien immer noch nicht frei, kritisierte Tolu nach ihrer Ankunft am Sonntag am Stuttgarter Flughafen.

"Es ist nicht so, dass ich mich wirklich über die Ausreise freue, weil ich weiß, dass sich in dem Land, in dem ich eingesperrt war, nichts verändert hat." Tolu kündigte an, sie wolle sich weiter für die Menschen einsetzen, die in der Türkei aus politischen Gründen inhaftiert seien.

Angeklagt wegen Terrorvorwürfen

Tolu, die für die linke Nachrichtenagentur Etha arbeitete, ist in der Türkei wegen Terrorvorwürfen angeklagt, sie saß dort mehr als sieben Monate in Untersuchungshaft. Im Dezember wurde sie freigelassen, vor einer Woche wurde bekannt, dass ein Gericht die gegen sie verhängte Ausreisesperre aufgehoben hat.

Die Türkei wirft Tolu Unterstützung der verbotenen linksextremen Gruppe MLKP vor. Ihr Prozess in der Türkei wird ungeachtet ihrer Ausreise fortgeführt. Auch ihr Ehemann Suat Corlu ist angeklagt. Seine Ausreisesperre ist nicht aufgehoben, er muss in der Türkei bleiben.

Der Fall Tolu hat, zusammen mit dem des "Welt"-Reporters Deniz Yücel und des Menschenrechtlers Peter Steudtner, die Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland schwer belastet. (APA, 26.8.2018)