Bild nicht mehr verfügbar.

Psychopathen und Narzissten in Chefsesseln sind ein beliebtes Dauerthema. In den Chefsesseln gibt es aber noch weitere Persönlichkeiten.

Foto: Getty Images

Psychopathen und Narzissten in Chefsesseln sind ein beliebtes Dauerthema. Das glaubt jeder schon einmal erlebt zu haben, zumindest kennt man jemanden, der die tollsten Geschichten über diese irren Menschenschinder erzählen kann. Es gibt eine große Menge Populär-Ratgeber für das Überleben mit solchen Egos im Job. Die Persönlichkeitsprofile sind ja gut beforscht, und eine gewisse Häufung in den Schaltzentralen der Wirtschaft scheint ersichtlich. Diese Bosse prägen einen Gutteil des allgemeinen Bildes von Hierarchie und Arbeitsleben. Und bieten eine gute Projektionsfläche für alles, was nicht passt und wofür es Schuldige geben "muss". Ach ja, und sie sahnen ab, als gäbe es kein Morgen, während die anderen zusehen können, wie sie überhaupt über die Runden kommen.

Einen weiteren Teil zum diskreditierten Führungsbild steuern jene bei, die es einfach nicht können. Befördert aufgrund fachlicher Expertise, ziemlich unfähig und eigentlich ganz unwillig zu führen. Ist das Bild so schon wirklichkeitsnäher und komplett? Zyniker antworten mit Ja. Nicht ganz so lebensbeleidigte Menschen nicht.

Nicht mit der Elternrolle verwechseln

Es fehlen beispielsweise jene vielen Führungskräfte, die es wirklich gut meinen, sich sorgen, die immer und überall für ihre Leute da sind und ständig versuchen, die dysfunktionalen Systeme, in denen gearbeitet wird, so hinzubiegen, dass es allen Teammitgliedern gutgeht. Das geht natürlich nicht gut. Weil es nicht geht. Wahrscheinlich sind das jene rund 30 Prozent, die in Umfragen angeben, burnoutgefährdet zu sein (etwa Hernstein-Report). Sie verwechseln Führen mit Mama-und-Papa-Rolle, in der es natürlich nie eine Pause geben darf, weil die Kinder immer geschützt werden müssen.

Ob das angenehm ist für das Team? Für selbstständige, selbstdenkende Menschen wohl eher nicht.

Andere fördern, ihr Bestes zu geben

Zum Glück fehlt noch etwas in der Führungsdebatte und im Chef-Bashing. Nämlich jener Teil der Menschen, die in Führung gehen, um anderen zu ermöglichen, ihr Sinnvollstes, ihr Bestes im Sinn des jeweiligen Potenzials auf die Straße zu bringen. Meist sind sie nicht im Blitzlichtgewitter, meist reihen sie sich nicht ein auf den Bühnen der Applausveranstaltungen der performativen Ökonomie – dazu haben sie keine Zeit, weil sie beschäftigt sind mit Dienstleistung an ihren Teams und ihren Organisationen. Dazu haben sie auch keine Lust, weil es ihrem Auftrag nicht dient und ihr Ego es nicht benötigt. Diese Führungskräfte sind meist schwer in die Medien zu locken – außer es geht um ein Anliegen, dem sie sich verpflichtet fühlen.

Dann hat es Corporate Communications einfach, denn dann sagen die Mitarbeiter: Wir arbeiten hier gerne und gut, und wir bleiben. Bekanntlich verlassen die Leute ja selten ihr Unternehmen, meistens ihre Vorgesetzten. (Karin Bauer, 31.8.2018)