Die Formkurve zeigt nach oben: Dennis Novak.

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Erster Gegner: Benoit Paire.

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New York – Am Sonntagnachmittag haben sie noch gemeinsam trainiert, ehe es für die einzigen beiden Österreicher im US-Open-Einzelbewerb ernst wurde. Dennis Novak ist schon seit Kindheitstagen ein enger Freund von Dominic Thiem. Langsam, aber sicher sehen sich die beiden auch öfter auf der ATP-Tour. Novak hat sich in diesem Jahr schon für sein drittes Major-Turnier qualifiziert.

Novak hatte sich im vergangenen Jänner bei den Australian Open erstmals für ein Major qualifiziert (Erstrunden-Aus gegen Grigor Dimitrow/BUL) und ist dann bei den French Open erst in der dritten Quali-Runde ausgeschieden. Ein erster Durchbruch ist Novak dann in Wimbledon gelungen. Der aktuell 140. im ATP-Ranking kämpfte sich durch die Qualifikation und erreichte u.a. nach einem Fünfsatz-Sieg über den als Nummer 17 gesetzten Franzosen Lucas Pouille überraschend die dritte Runde.

"Er ist ein gefährlicher Spieler"

Nun ist der Niederösterreicher erstmals auch in Flushing Meadows im Hauptbewerb. Er trifft am Dienstag (4. Match nach 17.00 Uhr MESZ) erstmals auf den Franzosen Benoit Paire, die aktuelle Nummer 56 im ATP-Ranking. Novak könnte sich selbst das größte Geschenk machen an seinem 25. Geburtstag, indem er den Favoriten bezwingt.

"Er ist ein gefährlicher Spieler. Bei ihm was man nie genau, was kommt. Der kann extrem gut spielen, aber er kann es dann auch mal laufen lassen", schilderte Novak seine Erwartungen. "Ich habe gehört, dass er ein bisserl anfälliger auf der Vorhand ist. Seine Rückhand ist Weltklasse." Man müsse Paire immer unter Druck setzen und dran bleiben. "Vielleicht wackelt er", hofft Novak.

Schafft er die Überraschung und holt auch Roger Federer (SUI-2) den erwarteten Auftaktsieg über Yoshihito Nishioka (JPN), dann käme es zum Duell Novak – Federer. "Das wäre etwas Unglaubliches", meint Novak lachend, doch eigentlich will er daran noch nicht denken.

"Ich habe die letzten Monate echt gut gespielt"

Beim Blick zurück auf das bisherige Jahr hat Novak ausgerechnet auf den größten Bühnen sein bestes Tennis gezeigt. "Ich habe die letzten Monate echt gut gespielt. Trotzdem muss ich noch ein bisserl konstanter werden, auch bei den anderen Turnieren, dann geht es hoffentlich weiter in die Top 100", sagte Novak, der am Samstag für Abwechslung der anderen Art gesorgt hatte. Bei einem Konzert des kanadischen Rap-Superstars Drake entspannte sich Novak im Madison Square Garden.

Noch einmal erklärte er die Hauptgründe für den Aufschwung, der ihm schon länger prophezeit worden war. "Die gute Vorbereitung vergangenes Jahr und generell habe ich meine Einstellung geändert. Ich trainiere auch bei den Turnieren jetzt mehr als früher und mache auch regenerativ viel mehr. Schön langsam zahlt es sich aus." Vor allem nach einer Verletzung im Vorjahr ist der Reifeprozess zum Profi vorangegangen. "Mir ist klar geworden, dass man einfach auf alles verzichten muss und es nur eine Linie gibt."

Dabei waren die Vorzeichen vor New York denkbar schlecht. Eine Verkühlung mit bis zu 39 Grad Fieber hatte ihn sogar zu einem verspäteten Abflug in die USA bewegt. "Ich habe nicht gewusst, ob ich herkommen kann. Und jetzt habe ich wieder wie in Wimbledon in der Quali keinen Satz abgegeben, das war echt gut."

54.000 Dollar

Finanziell ist die Reise für ihn nun auch schon wertvoll. Zumindest 54.000 Dollar (46.599,93 Euro) brutto sind ihm sicher. "Das ist natürlich super. Ich habe heuer echt schon viel verdient, was mir persönlich sehr hilft, weil ich eben bei den kleineren Turnieren noch nicht so viel verdient habe."

Novaks Haupt-Coaches sind Günter Bresnik und Wolfgang Thiem, auf der Tour ist Ex-Eishockey-Crack Peter Znenahlik dabei. Bresnik ist mit der Entwicklung des Niederösterreichers zufrieden. "Das heurige Jahr war super, aber eigentlich nur bei den Grand-Slam-Turnieren, muss man auch sagen. Schön, dass er sich dreimal qualifiziert hat. Das Ranking ist auch in Ordnung." Was Bresnik bei Novak noch fehlt? "Dass er das Niveau, das er hier spielt, Woche für Woche auch bei den kleineren Turnieren spielt. An dem scheitert es noch bei ihm."

Überraschen kann ihn Novak aber kaum, kennt er doch sein Potenzial schon lange. "Dennis hat vor zwei Jahren in der Vorbereitung auf Long Island einen Trainingssatz gegen Alexander Zverev gespielt und gewonnen. Zverev hat damals gefragt, wie es das gibt, dass Dennis nicht erste 100 ist." Doch das Ranking ist eben ein Beobachtungszeitraum über 12 Monate. "Die Rangliste lügt nicht."

Auch Novaks Kumpel Thiem freut sich über den Aufschwung Novaks. "Ja, man sieht, dass er sich auf einem richtig guten Niveau eingependelt hat. Australien und Wimbledon waren keine Eintagsfliegen, sondern er hat generell ein super Niveau jetzt." (APA, 27.8.2018)