Fotos: Die Siedler
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Fotos: Die Siedler

Man muss nicht mehr Milliarden ansparen, um sich einen Kleinstaat leisten zu können. Auch in einem Videospiel ist das nun möglich. Das versprach im Jahr 1993 der erste Teil der Siedler-Reihe, in dem Spieler langsam ihr Imperium aufbauten und sich mit Computergegnern anlegten. Im deutschen Sprachraum wurde das Game der Blue-Byte-Studios ein Renner.

Es folgten diverse Nachfolger, insbesondere der zweite Teil wird bis heute von vielen in hohen Ehren gehalten. 2010 erschien mit Die Siedler 7 der bislang letzte Ableger. Eine 2014 angekündigte Fortsetzung wurde noch während des Betatests auf Eis gelegt. Nun hat man auf der Gamescom einen Reboot zum 25-jährigen Jubiläum angekündigt, der im kommenden Jahr erscheinen soll. Der GameStandard konnte einen ersten Blick auf das Spiel werfen. Entwickelt wird es für den PC (Windows).

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Holz sammeln auch ohne Holzfäller

Das Spiel konnte auf der Messe noch nicht selber angespielt werden. Gezeigt wurden Videos sowie Gameplay aus Speicherständen, die den Verlauf der ersten Spielstunden von Die Siedler abbilden sollten. Wie gehabt landet man auf einer Insel und muss dort die Grundlagen für das künftige Großreich legen. Dazu braucht es, wie in praktisch jedem Aufbaustrategiespiel, Ressourcen, die gesammelt und weiterverarbeitet werden. Wesentlich bleibt dabei der Straßenbau, denn ohne entsprechender Anbindung stehen die Gebäude still.

Erledigt wird das aber nicht nur mit Gebäuden. Neu ist die Möglichkeit, Rohstoffe wie Holz auch kurzfristig von Bürgern sammeln zu lassen, um kleinere Engpässe zu überbrücken, ohne gleich eine Holzfällerhütte errichten zu müssen.

Es wuselt

Alle Arbeitsvorgänge sollen stets nachvollziehbar sein, betonen die Entwickler. Wenn jemand eine Aufgabe übernimmt, dann sieht man auch tatsächlich einen unbeschäftigten Bewohner ins jeweilige Gebäude gehen und sein Werk verrichten. Dabei absolvieren sie vor dem Antritt mitunter auch eine kurze, ebenfalls beobachtbare Ausbildungsphase. Es soll nicht vorkommen, dass irgendwo eine Figur aus dem Nichts auftaucht.

Bei der Umsetzung hat man sich offensichtlich Mühe gegeben. Im Beispiel-Gameplay stellte sich der Siedler-typische "Wuselfaktor" ein. Dass man seinen Wurzeln treu bleibt, dafür soll auch Serienvater Volker Wertich sorgen, der als "Creative Director" an der Umsetzung beteiligt ist.

Auch Siedlerinnen am Werk

"Vielfalt ist uns sehr wichtig", erklärte man außerdem bei der Vorführung. Jede Aufgabe im Spiel – Kriegsführung inklusive – kann sowohl von Siedlern als auch von Siedlerinnen übernommen werden. Eine ungefähre 50:50-Quote wird dabei automatisch vom Spiel eingehalten. Ob nun Frau oder Mann zu Axt, Schwert oder Kochlöffel greift, macht in spielerischer Hinsicht übrigens keinen Unterschied.

Indirekte Steuerung

Mit militärischen Gebäuden lassen sich die Landesgrenzen erweitern. In ihrem Umkreis verlegen die eigenen Einwohner die Grenzpfeiler automatisch. Wer es eilig hat, ein bestimmtes Territorium abzudecken, kann dieses priorisieren und sich so etwa flotter den Zugang zu neuen Rohstoffen sichern. Das Prinzip der indirekten Kontrolle wird von Die Siedler stets beibehalten. Es ist nicht notwendig, einzelne Figuren zu steuern. Man setzt eben stattdessen Befehle, welche die Untertanen intelligent auszuführen versuchen.

Gut beobachten lässt sich dies alles in Summe in Kämpfen. Greift man einen Gegner an, so organisieren sich die eigenen Soldaten selbstständig in eine kluge Formation. Nahkämpfer schreiten voran und versuchen auch mit Leitern Burgmauern zu erklimmen. Rammböcke widmen sich den Toren, und Bogenschützen nehmen die Feinde aus der Ferne ins Visier. Auch in der Verteidigung wird automatisch gearbeitet, etwa bei der Besetzung der Mauern mit Fernkämpfern.

Wie viele der eigenen Truppen wo stationiert sind, lässt sich für jedes Fort definieren. So kann man schwerpunktmäßig Grenzen zu übellaunigen Nachbarn befestigen und dafür in ungefährdeten Gebieten mit Minimalbesatzung arbeiten

Kulturelle Expansion

Um Rivalen niederzuringen, muss man aber nicht zwingend zu den Waffen greifen. Beeindruckt man schwächelnde Nachbarn lange genug mit eigener Zufriedenheit und eigenen Errungenschaften, so droht diesem ein Aufstand im Grenzgebiet. Kommt es tatsächlich zu einer Erhebung, so wechseln die dort befindlichen Einheiten und Gebäude unblutig die Seite. Ein Prinzip, das der kulturellen Expansion aus der Rundenstragie-Reihe Civilization nicht unähnlich ist.

In Summe konnte der Ersteindruck des neune, alten Siedler gefallen. Kenner der alten Teile dürfen sich auf ein Aufbaugame klassischer Bauart freuen. Allzu viele spielerische Innovationen dürfte es zwar nicht geben, dafür aber auch keine Verschlimmbesserungen funktionierender und vertrauter Elemente, und das gepaart mit liebevoller grafischer Umsetzung.

Wann man es wieder wuseln lassen darf, steht noch nicht genau fest. Ubisoft hat das Game grob für Herbst 2019 angekündigt. (Georg Pichler aus Köln, 4.9.2018)

Update, 11:00 Uhr: Die Angabe des Releasedatums wurde gemäß des Trailers angepasst.