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Senator John McCain verstarb vergangene Woche, in einer posthum veröffentlichten Abschiedsbotschaft rief er zur Überwindung der tiefen politischen Spaltung auf.

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Phoenix/Washington – Der verstorbene US-Senator John McCain hat seine Landsleute in einer posthum veröffentlichten Abschiedsbotschaft zur Überwindung der tiefen politischen Spaltung aufgerufen. "Wir schwächen unsere Größe, wenn wir Patriotismus mit Stammesrivalitäten verwechseln", schrieb McCain in dem Vermächtnis, das sein früherer Wahlkampfmanager Rick Davis am Montag verlas.

Mit "Stammesrivalität" wird in den USA oft die Gegnerschaft der beiden großen Parteien – Republikaner und Demokraten – bezeichnet. Unversöhnliche politische Feindschaft habe "Ressentiments und Hass und Gewalt an allen Ecken der Welt", genährt, beklagte McCain. Er grenzte sich auch ein letztes Mal von US-Präsident Donald Trump – wie er ein Republikaner – ab: Die USA würden schwächer, "wenn wir uns hinter Mauern verstecken, anstatt sie niederzureißen, wenn wir an der Kraft unserer Ideale zweifeln, anstatt ihnen zu vertrauen und sie als die größte Kraft für den Wandel zu sehen."

Trump nicht bei Trauerfeier

Davis erklärte, er rechne nicht mit Trumps Teilnahme an den Trauerfeiern. "Soweit wir wissen, wird der Präsident den Trauerfeierlichkeiten nicht beiwohnen", sagte der langjährige McCain-Vertraute. "Das ist einfach eine Tatsache."

Bereits Monate vor seinem Tod hatte McCain verbreiten lassen, dass er Trump nicht als Trauergast bei seiner Beerdigung wolle. Stattdessen wünschte er sich laut Medienberichten, dass der demokratische Ex-Präsident Barack Obama und der republikanische Ex-Präsident George W. Bush bei der Trauerfeier reden.

US-Flaggen auf Halbmast

Nach massivem öffentlichen Druck hat Trump McCain und dessen Dienste doch noch in einer offiziellen Mitteilung gewürdigt. Trump ordnete am Montagnachmittag zudem an, die US-Flaggen an Regierungsgebäuden bis zur Beerdigung seines parteiinternen Rivalen am Sonntag auf halbmast zu setzen.

Trump hatte der Familie per Twitter kondoliert, in dem knappen Tweet aber McCains Leben und Wirken nicht gewürdigt. Unter anderem die Veteranenvereinigung American Legion forderte Trump daraufhin in scharfen Worten zur Würdigung der Verdienste McCains auf und nannte diesen einen "amerikanischen Helden".

Offizielle Würdigung zuvor abgelehnt

Die "Washington Post" hatte am Montag unter Berufung auf Quellen im Weißen Haus berichtet, dass Trump eine offizielle Würdigung McCains abgelehnt habe. In einem später nichtveröffentlichten Entwurf für eine Würdigung sei der Vietnam-Kriegsveteran als "Held" bezeichnet worden.

Die US-Flagge am Weißen Haus war am Samstagabend nach dem Tod des Senators auf halbmast gesetzt worden, am Montag aber wieder voll gehisst worden. Nach der Verfügung Trumps wurde sie dann ein weiteres Mal auf halbmast gesetzt.

Dauerhafter Kritiker

McCains Verhältnis zu Trump war stark belastet. Während des Präsidentschaftswahlkampfs hatte Trump den Veteranen, der mehr als fünf Jahre in Kriegsgefangenschaft verbrachte, übel verhöhnt. Für ihn sei McCain "kein Held", sagte Trump, der selbst einst den Wehrdienst umgangen hatte: "Ich mag Leute, die nicht gefangen genommen wurden, okay?"

Noch vom Krankenbett aus setzte McCain wenige Wochen vor seinem Tod eine Erklärung mit vernichtender Kritik an Trumps Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ab. Die Pressekonferenz der beiden in Helsinki nannte er "einen der schmachvollsten Auftritte eines amerikanischen Präsidenten seit Menschengedenken". McCain gehörte zu den prominentesten Mitgliedern des US-Senats. Ab 1983 saß er im Repräsentantenhaus, seit 1987 war er Senator. (APA, 27.8.2018)