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Was würden Sie an der Kirche ändern – und würden Sie dann wieder in den Schoß der Kirche zurückkehren?

Foto: REUTERS/Jason Cohn

Die katholische Kirche bewegt sich aktuell wieder von einem Skandal in den nächsten: Mitte August haben US-amerikanische Ermittler herausgefunden, dass sich mehr als 300 Priester im Bundesstaat Pennsylvania des sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig gemacht haben. Diese Woche sorgte Papst Franziskus mit einer Aussage für Negativschlagzeilen, wonach bei Kindern mit homosexuellen Tendenzen psychiatrische Mittel helfen könnten. Der Vatikan nahm die Aussage wenig später wieder zurück – der Papst wurde missverstanden. Trotz des Rückziehers: Homosexualität als Krankheit zu sehen ist für die katholische Kirche nichts Neues, der Klerus hat die – für ihn demnach falsche – sexuelle Orientierung immer schon abgelehnt.

Die Ereignisse der vergangenen Zeit sind nur die Spitze des Eisbergs jahrelanger negativer Aussagen und Auffälligkeiten innerhalb von "Mutter Kirche". Nicht verwunderlich also, dass immer mehr Katholiken in Österreich der Kirche den Rücken kehren. Bei Bekanntwerden der Missbrauchsfälle 2010 sind fast 86.000 Personen ausgetreten. Seit den 70er-Jahren ist der Katholikenanteil in Österreich von fast 90 Prozent auf nun 60 Prozent stark gesunken.

Nichtsdestotrotz bleiben viele Österreicher Teil der Kirche. Das Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl ist in der Kirche besonders groß – und viele wollen nicht darauf verzichten, kirchlich zu heiraten oder ein christliches Begräbnis zu bekommen.

Warum tritt man aus der Kirche aus?

Dabei sind nicht nur die Missbrauchsfälle Grund für den Austritt. Finanziell gesehen ist der Kirchenbeitrag ein Hauptgrund, um sich von der Kirche abzuwenden. Ein Abfall und Ausstieg vieler aus der katholischen Kirche ist aber auch in der Haltung zur Kirche begründet: Was bringt es mir, bei der Kirche dabei zu sein? Und: Die Rückwärtsgewandtheit der Kirche ist Sinnbild für archaische und veraltete Systeme, die in einer modernen Gesellschaft keinen Platz haben. Die Kirche als frauenfeindliche Institution, mit ihrer Ablehnung von Verhütungsmitteln und der Stigmatisierung von alternativen Liebes- und Lebensformen, sprich Homosexualität, ist für viele Menschen Grund genug, nicht mehr Teil der Glaubensgemeinschaft sein zu wollen. Ein User fasst das im Forum zum Mitreden "Ihre Gründe für den Kirchenaustritt?" zusammen:

Liberale Kirche: Grund für eine Rückkehr?

Dass der Papst versucht, sich als aufgeschlossener und liberaler Pontifex zu positionieren, um mehr als nur konservative und gläubige Christen bei Laune zu halten, ist eine Maßnahme, die der Kirche den Schein von Veränderungen und Reformen gibt. Dennoch bedarf es mehr, als nur weniger radikal-konservativ zu sein als der Vorgänger Papst Benedikt XVI. Große Reformen des kirchlichen Systems blieben bisher aus – viele Katholiken haben sich vom Papst große Veränderungen in oben genannten Brennpunkten gewünscht.

Aber wie könnte es die katholische Kirche schaffen, ihre verlorenen Schafe wieder zurückzugewinnen? Frauenpriestertum? Änderung der Moralvorstellungen hinsichtlich Abtreibung und Homosexualität? Abschaffung der Kirchensteuer?

Was soll die Kirche an sich ändern?

Wenn die Kirche Ihren Austrittsgrund reformieren würde, könnten Sie sich dann vorstellen, wieder einzutreten? Wie stellen Sie sich die ideale Kirche vor? (rec, 29.8.2018)