Lukas Podolski (rechts) und Mesut Özil standen gemeinsam in der DFB-Elf.

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Berlin – Lukas Podolski hat Berichte über einen kulturellen Riss im deutschen Nationalteam zurückgewiesen. "Deutschland ist ein Multikulti-Land, und wie auf der Straße werden auch in der Nationalmannschaft ein paar lockere Sprüche untereinander gemacht", sagte Podolski der "Bild" vom Dienstag.

Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" hatte zuvor berichtet, dass bei der WM in Russland ein kultureller Riss durch das Team gegangen sei zwischen Spielern mit Migrationshintergrund und jenen ohne. Man habe sich gegenseitig als "Kanaken" und "Kartoffeln" bezeichnet.

"Ausdrücke wie 'Kanaken' und 'Kartoffeln' fielen auch schon bei der EM 2016. Jeder von uns weiß dabei, dass es als Flachs gemeint ist", sagte Podolski nun. "Rassismus hat damit nichts zu tun, und den gab es bei uns in all den Jahren nicht, die ich dabei war." Sein Appell: "Wir sollten aufpassen, dass jetzt nicht immer aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird."

Podolski, Weltmeister von 2014, vermutet eine gezielte Kampagne. "Da versuchen Leute, von außen nach der unglücklichen WM Dinge hereinzubringen, die so einfach nicht richtig sind." Der 33-Jährige war 2016 nach 130 Länderspielen aus dem DFB-Team zurückgetreten und steht seit 2017 in Japan bei Vissel Kobe unter Vertrag. Podolski, der polnische Wurzeln hat, war aufgrund seiner leutseligen Art ein besonderer Liebling der Fans.

Gündogan: "Immer nur als Spaß zu verstehen"

Ilkay Gündogan bestätigte die Darstellung seines ehemaligen Kollegen in einem Interview mit den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Natürlich gab es hier oder da mal einige Witze über gewisse Instagram-Postings. Das ist aber doch völlig normal, dass man sich hier oder da mal ein bisschen im positiven Sinne aufzieht", sagte er. "Das war aber jederzeit immer nur als Spaß zu verstehen und hatte definitiv nichts mit Rassismus zu tun!"

Das Thema ist heikel: Mesut Özil hatte seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft unter anderem mit Rassismusvorwürfen gegen den DFB begründet. Präsident Reinhard Grindel sowie mehrere Nationalspieler mit Kapitän Manuel Neuer und Toni Kroos an der Spitze hatten das vehement zurückgewiesen.

Gündogan hatte mit einem gemeinsamen Foto von sich und Özil mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für Aufregung gesorgt, der Profi von Manchester City war danach heftiger Kritik ausgesetzt.

Bundestrainer Joachim Löw wird am Mittwoch sein Aufgebot für die Länderspiele gegen Frankreich (Nations League am 6. September in München) und Peru (9. September in Sinsheim) bekanntgeben und erstmals seit der WM öffentlich seine Analyse des historischen Desasters in Russland präsentieren. Deutschland war erstmals bei einer Weltmeisterschaft bereits in der Gruppenphase ausgeschieden. (sid, APA, red, 28.8.2018)