Ein entschlossener Schriftsteller mit einem umfangreichen, fein verwobenen Werk: Peter Henisch.

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Wien – "Das bin doch nicht ich" lautete vor einigen Jahren der Titel einer Aufmachergeschichte über die Freuden und Bürden des Schriftstellerlebens, die Peter Henisch für den STANDARD schrieb.

Er erzählt darin unter anderem, wie er einmal mit dem Zug zu einer Lesung nach Salzburg fuhr und dabei in seinem Gedichtband Hamlet, Hiob, Heine blätterte, in den er Zettel einlegte. Vis-à-vis saß eine Frau, die fragte, was genau er da mache. Henisch: Er habe am Abend eine Lesung und mache das, um dann die richtigen Gedichte schnell zu finden.

Die Dame zeigte sich erfreut, die Bekanntschaft eines Dichters zu machen. Wochen später versperrte dem Autor auf der Josefstädter Straße eine Passantin den Weg. Ob er sich nicht erinnere, man kenne sich aus dem Zug: Und weiter: "Sie sind doch der Herr Heine!"

Lebensverwerfungen

Diese Anekdote sagt viel über diesen Schriftsteller und Musiker (Blues!) aus, der dieser Tage seinen 75. Geburtstag feiert und sich gern als passionierten Außenseiter bezeichnet. Und es stimmt, Peter Henisch ist keiner, der viel Aufhebens um sich macht.

Sieht man ihn aber, merkt man sofort, dass man es mit jemandem zu tun hat, bei dem – um es salopp zu sagen – etwas los ist. Und so zurückhaltend sich dieser Autor gibt, so entschlossen ist er, wenn es um seine Sache, die Literatur, geht – oder um politische Missstände, zu denen er Stellung bezieht.

Und dies seit langem. Nach einer "Nachkriegskindheit" und "Wiederaufbaupubertät" in Favoriten wählte Henisch, der eine Dissertation nicht abgeschlossen hat, dafür das Wespennest mitbegründete und für die AZ schrieb, bald den Beruf des "freischwebenden Schriftstellers". Es war eine gute Wahl, auch für das literarische Leben dieses Landes. Denn es gibt wenige Autoren, die die Verwerfungen der hiesigen Zeitgeschichte, so vielschichtig – auch anhand der eigenen Familiengeschichte – analysiert haben wie Henisch in seinem fein verwobenen Werk.

Abschluss der O-Töne

Sein neuer Roman Siebeneinhalb Leben (Deuticke) übrigens verweist auf den Roman Steins Paranoia (1988), in dem Max Stein an der antisemitischen Gehässigkeit verzweifelt, die vor Waldheims Wahl zum Bundespräsidenten aufgekommen ist. Henisch präsentiert das Buch am Donnerstag (20.30) im Rahmen der großen Abschlussveranstaltung der O-Töne im Museumsquartier. Und er greift gemeinsam mit Freunden zu den Instrumenten. Der Eintritt ist frei! (Stefan Gmünder, 28.8.2018)