Ein "Gutmensch" sein? Davor graut dem italienischen Innenminister Matteo Salvini, denn das würde sein politisches Geschäft vermasseln. Und so überraschte auch nicht der Spruch "Ich bin keine gute Person" auf einem T-Shirt, mit dem er sich kürzlich in einer angesagten Disco an der Adria sehen und fotografieren ließ.

Das Image des bösen Buben hat dazu beigetragen, dass Salvini bereits in vielen Umfragen an der Spitze liegt – denn (nicht nur) Italien liebt starke Führer. Salvini scheint von diesem Trend schon selbst berauscht zu sein und denkt laut über Neuwahlen nach. "Ich hole mir den Premier", ließ er jetzt seine immer zahlreicher werdenden Fans wissen.

Doch so verlockend der Griff nach der Macht auch sein mag: Auch Salvini ist in einem Dilemma gefangen. Mit dem (rechts)populistischen Instrumentarium der künstlichen Aufregung in immer schrilleren Tönen in immer kürzeren Abständen mag man vortrefflich Opposition machen und eine Zeitlang auch den starken Innenminister markieren können. Doch die Migranten, Salvinis Lieblingsopfer, wird nicht einmal er eine Legislaturperiode lang für die hohe Jugendarbeitslosigkeit, das unfinanzierbare Pensionssystem, die horrende Staatsverschuldung und die Wirtschaftsflaute Italiens verantwortlich machen können.

Salvini braucht etwas, was weder er noch irgendein anderer Populist bisher gezeigt hat: ein Konzept, das ihm nicht innerhalb weniger Monate um die Ohren fliegt. (Gianluca Wallisch, 28.8.2018)