Frankfurt – Das Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius) entwickelte sich vor etwa 800.000 bis 600.000 Jahren und gilt als letzter Vertreter der Mammute. Doch auch dieser Riese verschwand vor etwa 15.000 Jahren aus weiten Teilen seines Verbreitungsgebietes. "Mit der letzten Reliktpopulation auf der sibirischen Wrangelinsel starben die Wollhaarmammute schließlich vollständig aus", sagt Dorothée Drucker von der Universität Tübingen. Die Umstände, unter denen die Pflanzenfresser verschwanden, sind bis heute nicht restlos geklärt.

Das Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius) bewohnte einst die kaltzeitlichen Steppen im Eurasiens und Nordamerikas.
Illustration: Royal BC Museum

Mensch und Klima als Faktoren

Die meisten Wissenschafter nehmen an, dass die übermäßige Bejagung durch den Menschen und rasche Klimaveränderungen zum Ende der Eiszeit zum Aussterben geführt haben. Um mehr darüber herauszufinden, nahmen Drucker und Kollegen Isotopenuntersuchungen vor: Sie analysierten 18.000 bis 17.000 Jahre alte Mammutknochen auf die Isotopenzusammensetzung von Kohlenstoff und Stickstoff.

Fossile Knochen brachten neue Details über die Ernährung der Wollhaarmammute ans Licht.
Foto: Mietje Germonpré

Diese beiden Elemente finden sich im Knochenkollagen der Tiere und geben Auskunft darüber, welche Pflanzen sie vorwiegend konsumierten. "Frühere Untersuchungen zeigen, dass sich die Mammute in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet – von Südwestfrankreich bis Alaska – überwiegend von Steppengras ernährten. Damit unterschied sich ihre Ernährung deutlich von der anderer Pflanzenfresser wie Wollnashörner, Pferde, Bisons oder Rentiere. Die Mammute besetzten eine eigene ökologische Nische", sagte Drucker.

Hinweise auf andere Kost

Umso überraschter waren die Forscher, als die Proben von Mammuten aus der ukrainischen Gegend um Mezhirich niedrige Stickstoffisotopenwerte aufwiesen– "solche Werte kennen wir sonst nur von fossilen Pferdeknochen", so Drucker. Die Wissenschafter kommen in ihrer Studie im Fachblatt "Quaternary Research" zum Schluss, dass die Mammute etwa 3.000 Jahre vor ihrem Aussterben ihre Nahrung wechseln mussten, weil sie aufgrund der Klimaveränderungen ihr bisheriges Futter nicht mehr vorfanden. Drucker: "Die Mammute mussten demnach mit anderen Pflanzenfressern um ihre Nahrung konkurrieren, zudem war die Alternativkost nicht optimal für die großen Tiere. Der Versuch, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen, wurde außerdem durch die Bejagung durch den Menschen erschwert."

Die Funde aus der ukrainischen Gegend um Mezhirich weisen niedrige Stickstoffisotopen-werte auf. Die Forscher werten das als Zeichen für eine Ernährungsumstellung.
Foto: Mietje Germonpré

Zumindest für die Mammut-Population von Mezhirich sei also zutreffend, dass Umweltveränderungen aufgrund des Klimawandels zum maßgeblichen Verhängnis wurden. "Ob dies auch bei anderen Mammutpopulationen der Fall ist, müssen wir noch untersuchen", sagte Drucker. "Unsere Daten können uns wichtige Hinweise zu den Mechanismen des Aussterbens großer Säugetiere vor dem Hintergrund des Klimawandels und der Konkurrenz mit dem Menschen liefern. Diese Situation betrifft leider auch heutige Tiere häufig." (red, 3.9.2018)