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Facebook muss auf eine Gruppe unzufriedener Mitarbeiter reagieren, die dem Unternehmen politische Einseitigkeit vorwerfen

Foto: AP/Sanchez

Die großen Konzerne im Silicon Valley stehen im Ruf, linksliberal zu sein: Minderheiten sollen unterstützt, Rassismus und Homophobie bekämpft werden. Bei Wahlkampfspenden gibt es regelmäßig etwas mehr für Demokraten als für Republikaner. Das stört unter anderem den US-Präsidenten Donald Trump, der zurzeit gegen Google und Twitter Stimmung macht. Aufwind könnte seine Darstellung nun durch einen Facebook-Mitarbeiter bekommen, der intern eine Debatte über den Umgang mit politisch Andersdenkenden vom Zaun gebrochen hat.

"Politische Monokultur"

"Wir sind eine politische Monokultur, die intolerant gegenüber anderen Blickwinkeln ist", schrieb der Programmierer Brian Amerige in eine interne Diskussionsgruppe auf Facebook. Sobald in seinem Unternehmen andere als linksgerichtete Meinungen geäußert würden, bilde sich "oft ein Mob", um diese zu attackieren. Die New York Times konnte die internen Diskussionsforen einsehen und darüber berichten.

Amerige verweist darin unter anderem auf die Trennung von Oculus-Gründer Palmer Luckey, der Geld an Gruppen gegen Hillary Clinton gespendet hatte. Offenbar wurden auch Mitarbeiter gekündigt, die ein Transparent mit der Aufschrift "All Lives Matter" – in Anspielung auf "Black Lives Matter" – angebracht hatten.

Arbeitskultur und Algorithmus

Der Entwickler spricht zwar hauptsächlich die Arbeitskultur bei Facebook an, seine Aussagen könnten jedoch als Indiz für eine Unterdrückung von rechten Meinungen im sozialen Netzwerk gelten. Konservative Politiker befürchten schon länger, dass Facebook liberale und linke Stimmen bevorzugt. Dafür gibt es jedoch keinerlei Beweise, im Gegenteil: Waren es doch gerade Falschmeldungen über Hillary Clinton, die bei der US-Präsidentschaftswahl unverhältnismäßig oft geteilt wurden.

Konsequenzen unklar

Noch ist unklar, wie Facebook auf die interne Kritik reagieren wird. Ameriges Diskussionsgruppe haben sich mittlerweile angeblich fast hundert Mitarbeiter angeschlossen. Facebook steht damit womöglich vor einem ähnlichen Problem wie zuletzt Google, analysiert Gizmodo: Dort sorgte ein Entwickler namens James Damore für einen Imageschaden.

Damore war wegen eines umstrittenen Thesenpapiers gekündigt worden, in dem er biologistisch argumentierte, warum Frauen seltener Programmiererinnen werden. Nach Damores Rauswurf startete er eine Tour durch rechtsextreme Medien, bei der er Diskriminierung durch Google beklagte. Auch ein Prozess ist im Gang. (fsc, 29.8.2018)