Als ehemalige Hohe Repräsentanten für Bosnien und Herzegowina sind wir zutiefst darüber besorgt, dass kürzlich hochrangige Vertreter der Europäischen Union die Bereitschaft gezeigt haben, eine Vereinbarung zwischen den Präsidenten Vučić und Thaçi zu unterstützen, die die Übertragung von Territorien zwischen Serbien und dem Kosovo durch sogenannten "Grenzkorrekturen" vorsieht.

Wir kennen die Region gut genug, um zu wissen, dass das Verschieben von Grenzen die Länder nicht näher zusammenführt, sondern die Spaltung vertieft. Auch wenn sich die Situation im Kosovo mit jener in Bosnien und Herzegowina nicht vergleichen lässt, kennen wir den westlichen Balkan gut genug, um zu wissen, dass eine solche Politik von nationalistischen Politikern missbraucht wird, um die Grenzen weiter infrage zu stellen und andere Länder in der Region zu destabilisieren.

Wir kennen Bosnien und Herzegowina auch gut genug, um zu wissen, dass das denjenigen den Rücken stärkt, die das Land spalten wollen, die eine Rückkehr zum Status quo ante in Dayton fordern und somit alles zunichtemachen wollen, wofür wir und unsere bosnischen Partner über mehr als zwei Jahrzehnte gearbeitet haben.

Wir kennen die EU und Europa gut genug, um zu wissen, dass unsere Prinzipien und unsere blutige Geschichte uns lehren: Nachhaltiger Frieden kann nicht entstehen, wenn wir Grenzen ziehen. Stattdessen müssen wir lernen, in multiethnischen Gemeinschaften zu leben.

Kurz gesagt, wir können uns keine Politik vorstellen, die uns in die Spaltung und in den Konflikt auf dem Balkan zurückführt. Gerade diese Politik scheint aber jetzt ihre Unterstützer zu finden.

Wir haben wenig Zweifel daran, dass dies bestehende Abkommen wie in Mazedonien destabilisiert und die Einheit von Staaten wie Bosnien untergräbt. Es ermutigt diejenigen, die auch anderswo einen Austausch von Territorien, wie etwa in der Ukraine, sehen wollen, was wahrscheinlich zum Exodus von Minderheiten aus ihren bestehenden Gemeinschaften führt.

Wir bitten Sie daher dringend, dafür zu sorgen, dass diese Vorschläge unverzüglich fallengelassen werden. (Carl Bildt, Paddy Ashdown, Christian Schwarz-Schilling, Übersetzung: Gerald Zagler, 29.8.2018)