Ein Tawaki auf hoher See.
Foto: Thomas Mattern

Dunedin – Dickschnabelpinguine (Eudyptes pachyrhynchus) sind nicht die Rekordhalter in ihrer Verwandtschaft, was die Eroberung des Nordens betrifft. Aber immerhin bis Neuseeland, wo sie Tawaki genannt werden, haben es die circa einen halben Meter großen Tiere geschafft.

Tawaki-Brutkolonien gibt es entlang der Südwestküste der neuseeländischen Südinsel und auf einigen kleineren vorgelagerten Inseln. Nach der Brutzeit verlassen die Tiere die Gewässer vor ihren Kolonien jedoch für zwei bis drei Monate. Wohin sie reisen, war bislang unbekannt. Ein Forscherteam der University of Otago wollte diese Wissenslücke nun schließen und hat die Pinguine unter Beobachtung gestellt – mit erstaunlichem Ergebnis.

Wege nachverfolgt

Die Forscher um Thomas Mattern versahen zehn männliche und sieben weibliche Pinguine mit Sendern. Fünf Tiere kehrten mitsamt Sender von ihrer Reise zurück, die übrigen hat entweder auf den Weiten des Meeres das Verhängnis ereilt oder sie haben die Geräte einfach verloren.

Die Daten zeigten, dass die Tawaki eine der längsten Wanderungen in der Pinguinwelt absolvieren. Binnen 69 Tagen schwammen die Tiere der Studie insgesamt zwischen 3.500 und 6.800 Kilometer und entfernten sich auf ihrer Tour bis zu 2.500 Kilometer vom Ort der Kolonie. Pro Tag legten sie zwischen 20 und 80 Kilometer zurück, was laut den Forschern am Limit der Schwimmleistung eines Pinguins liegt.

Dickschnabelpinguine brüten nicht in Schnee und Eis, sondern im Dickicht.
Foto: Thomas Mattern

Die stark abweichenden Distanzen ergaben sich daraus, dass die Pinguine zwei unterschiedliche Regionen ansteuerten, um sich nach dem langwierigen Brutgeschäft ausgiebig vollzufressen: Die einen schwammen in ein Gebiet südlich von Tasmanien, die anderen drangen weit in den Süden vor, bis an den Rand der sogenannten Subantarktischen Front.

Doch warum?

Das Seltsame an dieser beeindruckenden Migration: Laut Mattern wäre sie gar nicht notwendig. Just zu der Zeit, wenn die Pinguine die neuseeländischen Gewässer verlassen, wimmeln diese nur so vor Nahrung. Der Forscher vermutet, dass das unerklärliche Verhalten der Tiere ein Relikt aus der fernen Vergangenheit ist: Möglicherweise lebten die Ahnen der heutigen Dickschnabelpinguine näher an der Antarktis, und deshalb kehren ihre Nachfahren trotz der erfolgreichen Besiedlung Neuseelands auch heute noch zu ihren alten Nahrungsgründen zurück. (jdo, 30. 8. 2018)