Das Team von Ondewo.

Foto: ondewo

Der Linzer Softwarehersteller Catalysts hat sich unlängst mit fünf Prozent an Ondewo beteiligt und investiert somit eine sechsstellige Summe in das Wiener AI-Start-up. Ondewo wurde im Juni 2017 gegründet und hat eine "Conversational AI-Plattform" entwickelt, die es Maschinen ermöglicht, selbstständig "natürliche Konversationen" mit Menschen zu führen. Die Technologie der Plattform basiert auf Deep Learning und künstlicher Intelligenz.

Wie der Gründer und Geschäftsführer von Ondewo, Andreas Rath, im Gespräch mit dem STANDARD betont, gehe man mit dem jüngsten Investment von Catalysts eine strategische Partnerschaft ein. Dadurch soll das Firmengeschäft in Österreich und die internationale Expansion von Ondewo vorangetrieben werden.

Automatisierung des Kundenkontakts von Unternehmen

Ondewo bietet die "Conversational AI-Plattform" speziell für B2B-Kunden als On-Premises-Softwarelösung an, die intelligente Chatsbots und Sprachassistenten in ihre eigenen Kommunikationsplattformen integrieren möchten. Zu den Kunden zählen größere Unternehmen wie Telefongesellschaften, Callcenter-Betreiber und Versicherungen. Im Mittelpunkt stehe dabei meist der Customer-Support, wobei immer mehr Kunden Ideen für innovative Produkte wie zum Beispiel einen automatisierten Verkäufer oder Berater anfragen, so Rath.

Wie er betont, seien immer mehr Dienstleistungsunternehmen bestrebt, in diesem Bereich ihre Kosteneffizienz durch Automatisierung zu steigern. Zudem liefere die Technologie den Vorteil, dass Kunden mit Unternehmen "rund um die Uhr" Kontakt aufnehmen können.

Potenziale der AI-Technologie für "kommunikative Maschinen"

Mittel- bis langfristig wolle man auch intelligente Sprachzentren für Maschinen und Roboter entwickeln, damit diese mit Menschen auf eine natürliche Art und Weise kommunizieren können. Rath sieht in diesem Technologie-Segment ein hohes Entwicklungspotenzial: "In Zukunft werden Menschen sich beispielsweise mit ihrer Bohrmaschine unterhalten können, um sich über den richtigen Umgang und die Wartung des Werkzeugs zu informieren."

Zudem kann man laut Rath mit dieser Technologie im Bereich der Industrie menschliche Fehler reduzieren, um in der Folge kostspielige Reparaturen bei Industriemaschinen zu vermeiden.

Das Gründerteam

Rath hat Ondewo vor rund einem Jahr gemeinsam mit Alexander Schult gegründet. Rath und Schult waren jahrelang Kollegen bei der Unternehmensberatung McKinsey und haben an Digitalisierungsstrategien für Unternehmen gearbeitet.

Mit dem erworbenen Wissen bestand dann der Wunsch, sich selbstständig zu machen, so Rath. Unter anderem hat er neben seinem Doktorat in Informatik an der TU Graz fünf Jahre zu künstlicher Intelligenz am Grazer Know-Center geforscht – Österreichs führendem Forschungszentrum für Data-driven Business.

Mit Umwegen zur Geschäftsidee

Die Gründungsidee von Ondewo konzentrierte sich zunächst auf die Entwicklung einer Plattform für die Vermittlung von Friseur- und Handwerker-Dienstleistungen. Um die Kommunikation zwischen Dienstleistern und Kunden zu automatisieren, entwickelte das Start-up einen automatisierten Chatbot. "Wir sind sehr schnell draufgekommen, dass die Technologie, die wir verwendet haben, eigentlich viel spannender für größere Unternehmen ist", so Rath. Mit dem Know-how hat man schlussendlich die "Conversational AI-Plattform" entwickelt, die Firmen in ihre eigenen Plattformen integrieren können.

Big Player Google, IBM und Co als Mitbewerber

Am Zukunftsmarkt für automatisierte Kommunikation zwischen Maschinen und Menschen gibt es für Ondewo eine Vielzahl an Mitbewerbern. Dazu zählen Big Player wie IBM mit seiner Softwarelösung "Watson" oder Google mit "Dialogflow".

Hinsichtlich der Konkurrenz betont Rath: "Die großen Anbieter setzen auf die breiten Massen, wir hingegen wollen mit unserer 'Conversational AI-Plattform' eine Lösung für die komplexen und speziellen 'Use-Cases' von B2B-Kunden anbieten".

Dabei setze das Start-up auf höchste Erkennungsraten, eine hohe Anpassungsfähigkeit der Algorithmen und On-Premises-Lösungen, die Unternehmen zudem bei Datenschutzfragen unterstützen sollen, so Rath.

Zukunftsmärkte mit komplexen Sprachen

Der Kernmarkt des Wiener Start-ups ist der österreichische Markt. Zudem beginne man laut Rath ab kommenden September mit ersten internationalen Projekten. So startet Ondewo beispielsweise ein großes Investitionsprojekt mit einem finnischen Telekommunikationsanbieter.

Rath spricht auch über die Herausforderung, die eine AI-Software bei grammatikalisch komplexeren Sprachen meistern muss: "Das Spannende an Finnland ist, dass die finnische Sprache unglaublich schwierig zu erlernen ist und damit auch die Computerlinguistik vor große Herausforderungen stellt." Bei komplexeren Anwendungsfeldern könne man jedoch am meisten Know-how generieren, so Rath.

Heimische Förderlandschaft hat Start-up geholfen

Die erste Finanzierung des Start-ups erfolgte im Juni 2017 über ein AWS-Pre-Seed-Programm. Zudem konnte Ondewo Förderungen der FFG an Land ziehen. Mit der österreichischen Förderlandschaft habe Ondewo weitgehend positive Erfahrungen gemacht. "Die Förderstellen AWS, FFG und die WKO waren immer für Gespräche und konstruktives Feedback bereit", so Rath.

Recruiting und Skalierung als Herausforderungen

Auf die Frage, mit welchen Herausforderungen das Start-up konfrontiert sei, antwortet Rath: "Insbesondere das Recruiting von geeignetem Personal ist sehr herausfordernd, da wir in diesem hochtechnologisierten AI-Bereich die besten Köpfe brauchen." Das Start-up suche derzeit Experten in den Bereichen Data-Science, Machine-Learning und Natural-Language-Processing. Derzeit verfügt Ondewo über zwölf Mitarbeiter.

Wie bei anderen Start-ups stelle laut Rath natürlich auch die Skalierung das junge Unternehmen vor große Herausforderungen. Durch die strategische Partnerschaft mit Catalysts erhoffe man sich in diesem Bereich einen Know-how-Transfer, um sich voll auf die technologische Weiterentwicklung der "Conversational AI-Plattform" konzentrieren zu können. (Martin Pacher 30.8.2018)