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Bill Nelson kämpft um seinen Wiedereinzug in den US-Senat.

Foto: AP Photo/Jacquelyn Martin

Nur mehr knapp zwei Monate bleiben Demokraten und Republikanern, um die US-Wähler von ihren Kandidaten zu überzeugen. Am 6. November werden alle 435 Sitze des Repräsentantenhauses sowie 35 der 100 Sitze im Senat gewählt. In beiden Kammern halten die Republikaner derzeit die Mehrheit. Die Demokraten rechnen sich große Chancen auf einen Sieg im Repräsentantenhaus aus. Im Senat hingegen ist Zittern angesagt: Die Landkarte bei den Midterms zeigt einen Nachteil für die Demokraten auf. Sie müssen im November mehr Bundesstaaten verteidigen als die Republikaner.

DER STANDARD

Um eine Mehrheit im Senat zu erreichen, müssten die Demokraten

1.) all ihre bisherigen Senatssitze – darunter auch viele in Staaten, die Donald Trump 2016 gewonnen hat – verteidigen und

2.) mindestens zwei Senatssitze von den Republikanern erobern.

50 zu 50

In Florida könnte es schon am ersten Punkt scheitern. Der Bundesstaat sorgt an Wahlabenden oft für Zitterpartien, das Ergebnis fällt häufig 50 zu 50 aus. Legendär war zum Beispiel die Neuauszählung der Präsidentschaftswahl 2000, nach der am Schluss George W. Bush gewann. Auch US-Präsident Donald Trump siegte hier 2016 mit 49 zu 48 Prozent.

"Neuauszählung" auf Floridianisch nach der Präsidentschaftswahl 2000.
Foto: AFP/RHONA WISE

Dieses Jahr hätten die Demokraten eigentlich mit einem Vorteil in Florida starten müssen: Bill Nelson repräsentiert den Bundesstaat seit dem Jahr 2000 im US-Senat in Washington. Das sollte ihn eigentlich bekannt genug machen, doch Nelson gilt – auch innerhalb der eigenen Partei – als Mauerblümchen. "Zurückhaltend" und "unauffällig" sind noch die schmeichelhafteren Bezeichnungen für den farblosen Senator.

Viele neue Wähler

Hinzu kommt ein demografischer Nachteil: In kaum einem Bundesstaat ziehen tagtäglich so viele neue Wähler zu wie in Florida. Wähler, die Nelson überhaupt erst kennenlernen müssen, obwohl er bereits seit 18 Jahren US-Senator ist.

Bei bisherigen Wahlen hatte der 76-Jährige eher schwache Gegner. Sein Gegenkandidat 2018 ist allerdings niemand Geringerer als der amtierende Gouverneur des Bundesstaats.

Reicher Gouverneur

Nicht nur dass Gouverneur Rick Scott bekannter ist als sein demokratischer Gegenkandidat – er hat auch noch ein weiteres Ass in seinem Ärmel: viel Geld. Scott wurde im US-Gesundheitssektor reich. Das hat ihm ermöglicht, bisher rund 20 Millionen Dollar aus seiner Privatschatulle in seinen eigenen Wahlkampf zu pumpen. Insgesamt hat Scotts Wahlkampfteam bereits 27 Millionen Dollar ausgegeben, Nelson hingegen erst sechs Millionen.

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Foto: AP Photo/Mark Wallheiser, File)

Für die demokratische Bundespartei wird das zum doppelten Problem. Denn wenn sie Nelson finanziell unter die Arme greifen muss, fehlt das Geld bei Wahlkämpfen in anderen Bundesstaaten. Hinzu kommt, dass der TV-Werbemarkt in Florida einer der teuersten der USA ist. Mit jedem Dollar, den die Bundespartei nach Florida pumpt, um mit Scott mithalten zu können, könnte man in anderen Bundesstaaten doppelt so viel TV-Werbung schalten.

Trump als Hoffnung der Demokraten

Dennoch hoffen die Demokraten auf einen Sieg. Ihre Hoffnung ist dabei ausgerechnet Donald Trump. Sie wollen die Wähler bis November daran erinnern, dass Scott nicht nur ein Liebling der Tea Party war, sondern auch ein glühender Unterstützer Trumps, dessen Umfragewerte in Florida alles andere als berauschend sind. (Stefan Binder, 31.8.2018)