Die Nummer zwei der türkischen Zentralbank, Erkan Kilimci, steht vor dem Rücktritt. Das meldete am Donnerstag die Nachrichtenagentur Reuters aus Ankara und berief sich dabei auf zwei ungenannte Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut seien. Die Nachricht beschleunigte offensichtlich noch den Verfall der Lira. Sie war am frühen Nachmittag Ortszeit sogar kurzfristig über die Marke von 6,80 für einen Dollar gerutscht.

Der türkische Nachrichtensender NTV bestätigte Kilimcis Rücktritt, allerdings ohne konkrete Quellen. Am Donnerstag war Feiertag in der Türkei. Die Zentralbank steht unter erheblichen Druck des türkischen Staatspräsidenten Tayyip Erdogan. Er sperrt sich seit jeher gegen hohe Leitzinsen. Die überwiegende Meinung unter Ökonomen und Analysten ist jedoch, dass eine massive Anhebung der Zinsen unvermeidbar, im Grunde aber auch schon zu spät ist, um die durch den Währungsverfall ausgelöste Schuldenkrise einzudämmen.

Eine harte Landung der türkischen Wirtschaft nach Jahren der Überhitzung und eine Rezession scheinen demnach unausweichlich. Nur Ausmass und Dauer dieser Rezession hingen nun von den Entscheidungen in Ankara ab. Darüber wird innerhalb der Zentralbankführung natürlich diskutiert. Gerüchten am Donnerstag zufolge soll Vize-Gouverneur Kilimci für eine Leitzinserhöhung plädiert haben. Bei der nächsten, erst für 13. September angesetzten Sitzung des Komitees für Geldpolitik, soll die Zinserhöhung vermieden werden, so hieß es am Donnerstag.

Kilimci ist das erstgereihte Mitglied in diesem Komitee hinter Zentralbankgouverneur Murat Centinkaya. Informationen von Reuters zufolge soll Kilimci in die Führung der türkischen Entwicklungsbank Kalkinma wechseln. (Markus Bernath; 30.08.2018)